
Funkelnde Eiskristalle, eine vom Schnee geformte Landschaft oder fesselnde Polarlichter lassen das Fotografenherz höher schlagen. Andererseits ist Tageslicht im Winter ein knappes Gut. Und oft ist es einfach zu kalt, um lange auf den Moment für das perfekte Foto zu warten. Daher habe ich mir Gedanken über meine Ausrüstung für Fotografie im Winter gemacht, da sie auch in bitterer Kälte verlässlich funktionieren soll.
Akkus im Winter
Wer schon meinen Beitrag zu Stromversorgung im Winter gelesen hat, wird bei der Kameraausrüstung zuerst an die kälteempfindlichen Akkus denken. Grundsätzlich leiden alle Akkus bei Kälte und stellen weniger Kapazität zur Verfügung. Allerdings sind die deutlich größeren DSLR Akkus nach meiner Erfahrung weniger empfindlich als zum Beispiel der kleine Akku einer Pocketkamera. Andererseits passt eine kleine Kamera in die warme Jackentasche.
Ab und zu lese ich in anderen Blogs, dass man die Akkus zwischen den Einsätzen in der Innentasche vorwärmen soll. Das halte ich nicht für besonders praktikabel. Schnappschüsse wären unmöglich, zum Einlegen des Akkus müssten die dicken Handschuhe umständlich ausgezogen werden und am Ende der Tour wären dadurch sicher viel weniger Fotos auf der Speicherkarte.
In der Hardangervidda sind einmal ca. 80 Rentiere direkt hinter einer Anhöhe an mir vorbeigezogen. Sie waren in dem Moment vielleicht nur 25 Meter von mir entfernt, weil die Anhöhe mich vorher verdeckte. Leider habe ich nicht schnell genug meine Handschuhe ausbekommen und die Kameratasche geöffnet. Hätte ich dann noch einen Akku einlegen müssen, hätte ich nicht einmal mehr die Rentierhintern fotografiert.
Für die Ersatzakkus empfiehlt es sich dann aber doch, diese an einem trockenen und möglichst warmen Ort zu verwahren.
Tipp vom Profi
Der erfahrene Eis-und-Schnee-Fotograf Martin Hülle hat vor längerer Zeit den Tipp gegeben, bei einer Spiegelreflexkamera einen speziellen Batteriegriff für das Hochformat zu verwenden, in den auch normale AA-Batterien passen. Dort können dann Lithium-Batterien verwendet werden. Seine Lösung hätte den großen Vorteil, dass bei einer sorgsam zusammengestellten Ausrüstung fast alle Geräte mit dem gleichen Batterietyp verwendet werden können. Inzwischen nutzt er selbst aber hochwertige Systemkameras auch bei Kälte und hat auch damit wenig Probleme.
Akkus sparen
Die Originalakkus der Spiegelreflexkamera brauchen zum Laden länger und sind daher unterwegs nicht zum Nachladen geeignet, außer auf einer der seltenen Hütten mit Strom. Du solltest also sparsam mit deinen Akkus umgehen.
Den größten Stromverbrauch haben interner Blitz, Display und Langzeitbelichtungen. Auf den internen Blitz würde ich verzichten und bei Bedarf einen externen mit normalen AA-Akkus mitschleppen. Ich kenne im Winter aber nur wenige Verwendungsmöglichkeiten dafür. Eher macht sich ein lichtstarkes Objektiv bezahlt.
- Das Display sollte man bei der Bildkontrolle auf ein kurzes Timeout setzen.
- Um die sehr helle Displaybeleuchtung kommt man bei sonnigem Wetter im Schnee leider nicht drum herum.
- Ein digitaler Sucher mit Bildkontrolle spart viel Akku!
- Langzeitbelichtungen sind gerade für Nachtaufnahmen oder Polarlichter nötig. Hier muss man etwas haushalten.
Feuchte durch Kondensation
Die Elektronik und Mechanik der Kamera kommt in der Regel gut mit der Kälte zurecht, auch bei -20° Celsius. Jedenfalls solange die Kamera nicht zu schnell aufgewärmt wird, denn dann würde sich Kondensfeuchte an der kalten Kamera niederschlagen.
Besonders beim Betreten einer warmen Hütte sollte man also vorsichtig sein und die Kamera langsam aufwärmen lassen. Die Feuchtigkeit am Gehäuse kann man mit einem Mikrofaserlappen aufnehmen. Problematisch wird es aber, wenn sich Feuchtigkeit im Inneren des Objektivs bildet. Dann muss die Kamera behutsam und geduldig getrocknet werden.
Ist die Kamera vor dem Betreten der Hütte in einer dünnen Kameratasche wie der Ortlieb Aqua Zoom verstaut, kann sie dort langsam aufwärmen und es dringt keine Feuchtigkeit zu ihr durch. Dicke Fototaschen oder -rucksäcke isolieren oft so gut, dass die Kamera ewig benötigt, um auf Zimmertemperatur zu kommen.
Die wichtigsten Einstellungen an der Kamera
Durch die vielen weißen Flächen im Winter kann es passieren, dass diese Bereiche auf dem Foto ausgefressen wirken, also keine Strukturen mehr erkennbar sind. Oder im matten Licht belichtet die Kamera zu kurz und das Foto wird zu dunkel. Die erste Schwierigkeit ist daher die korrekte Belichtung. So lange ein Objekt als Kontrast dient, funktionieren sowohl Autofokus als auch Belichtungsautomatik sehr gut. Bei Sonnenschein kann man daher sehr intuitiv fotografieren.
Schwieriger wird es im Schneetreiben oder bei vollkommen bedecktem Himmel. Hier sollte die Bildkontrolle auf der Kamera sehr genau durchgeführt und die Belichtung im Zweifel angepasst werden. Meine Nikon hat bei solchen Situationen gute Ergebnisse erzielt, wenn ich die Belichtung um knapp eine Stufe (+1) verstellt habe. Das gleiche würde man mit einer Verdopplung der ISO-Zahl erreichen, allerdings mit mehr Bildrauschen.
Es empfiehlt sich, die Fotos im RAW-Format aufzunehmen und zuhause noch ein wenig Arbeit in den Weißabgleich zu stecken. Dieser kann in der Automatik je nach Licht zu grau- oder blaustichigem Schnee führen. Hier ist Fotografie noch Handwerk.
Motivgestaltung
Nach all den technischen Voraussetzungen gehört zu einem gelungen Foto natürlich das Gespür für das richtige Motiv:
Hier reichen die Möglichkeiten von Landschaftspanoramen über Portraits bis zur Makroaufnahme.
- Bei gutem Wetter leuchten die Farben der bunten Outdoorkleidung oft umso intensiver, sodass sie einen schönen Kontrast zum Weiß ausmachen.
- Auch monochrome Schneelandschaften können magisch wirken, wenn sich dank Wolkenschlieren viele Abstufungen von „grau“ durch das Bild ziehen.
- Und die Eiskristalle an Zelt und Pulka können schöne Makros liefern.
Schöne Anreize kann man sich bei den Profis wie diesen holen:
Weitere Tipps und Tricks
- für Langzeitbelichtungen ist ein kleines Stativ nötig
- um dich mit Pulka in der Weite selbst fotografieren zu können, nutze ich einen einfachen Funkfernauslöser (Längere Strecken als IR!)
- um auf dem Foto unverspurten Schnee vor der Gruppe vorzufinden, laufe entweder einen weiten Bogen oder spure eine parallele Strecke
- bei Sonnenschein ist eine Streulichtblende sinnvoll
- Ein UV-Filter mildert den Blaustich etwas
- auch Belichtungsreihen (HDR) können im Schnee die Kontrasttiefe erhöhen
- noch kalte Zoomobjektive können durch das Zoomen wärmere Luft ins Innere pumpen und beschlagen dadurch auch von innen (siehe Thema Feuchtigkeit oben)
- auch bei Fotografie in der Kälte sind Fingerhandschuhe Pflicht; sonst sind die Finger schnell steif
Welche Ausrüstung nutze ich selbst?
In meinem Gepäck war ewig eine Nikon D90, weil sie mir in vielen Fällen vollkommen reicht. Dazu habe ich ein 18-105 mm Objektiv, also beides nichts besonderes. Da einer meiner Tourenfreunde mit seiner Ausrüstung fotografiert, habe ich selbst nur eine Sony RX100 in der Tasche, damit er auch mal abgelichtet wird. Wenn ich ehrlich bin, reicht mir diese sogar. Den stärkeren Zoom vermisse ich selten und die Lichtstärke des integrierten Objektivs und alle Einstellungsmöglichkeiten sind für mich ausreichend. Ein leidenschaftlicher Fotograf wird das aber sicher anders sehen.
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