Pulka Gewicht und richtige Beladung

Eine Pulka mit viel Platz birgt immer die Versuchung, den vielen Stauraum komplett auszunutzen und zu viel einzupacken. Ein zu hohes Pulka Gewicht macht aber auf Tour keinen Spaß. Oft liegt der Grund für das überschüssige Gewicht an der generellen Herangehensweise. Daher möchte ich hier einige Hinweise zum sinnvollen Packen und zum Reduzieren der Ausrüstung geben. An Ende kannst du vielleicht noch das eine oder andere Kilo beim Gewicht der Pulka einsparen. Auch das Beladen der Pulka mit der richtigen Gewichtsverteilung kommt dabei zur Sprache.

Inhaltsverzeichnis

Wenn deine Pulka zu schwer ist

Vor einiger Zeit habe ich jemanden getroffen, der gerade von seiner ersten Wintertour kam. Das Ziehen der Pulka wurde für ihn zur Qual, da sie vollgepackt knapp 60 Kilogramm wog. Die Tour war dadurch zu einer Belastungsprobe von Mensch und Material geworden. Doch er war nicht etwa auf einer monatelangen Grönlandtraverse, sondern auf seiner ersten zweiwöchigen Tour in der Hardangervidda.

Eine Pulka, zwei Personen, zehn Tage, absolut autark, unter 50 kg Pulka Gewicht (Foto: Malte Hübner)
Eine Pulka, zwei Personen, zehn Tage, absolut autark, unter 50 kg Pulka Gewicht

Seine Ausrüstung war hochwertig und für teures Geld zusammengestellt. Vieles davon würde sich genauso in meiner Ausrüstung finden, aber es waren auch viele zusätzliche Nice-to-have-Gegenstände dabei, die für das hohe Pulka Gewicht sorgten. Vielleicht lag es an der Unerfahrenheit bei der ersten Tour und er ist nun deutlich sorgfältiger bei der Auswahl. Kritische Selbstreflexion („Nie wieder!“) gab es auf seiner Seite jedenfalls genug und ich möchte die damit gemachte Erfahrung keinesfalls belächeln. Im Gegenteil frage ich mich eher selbst, wie ich mit dieser Seite meinen Teil dazu beitrage, sich alles Mögliche anzuschaffen.

Warum zu viel Ausrüstung?

Ausrüstung macht eben einfach Spaß. Der Platz in der Pulka lädt ein, mehr mitzunehmen als eigentlich nötig. Und auch eine Mischung aus Unerfahrenheit und großem Sicherheitsbedürfnis verleitet schnell dazu, ein paar Dinge mehr einzupacken. Insgesamt finde ich das bei ein paar Dingen sogar vertretbar, solange du nach jeder Tour schaust, was du nicht gebraucht hast und was du daher nicht wieder einpackst. Empfehlenswert sind zu Beginn deshalb kürzere Touren, bis du deine Ausrüstung gut kennst. Und gewiss gibt es keine Verpflichtung, weniger Gepäck mitzunehmen. Wenn du lieber alles dabei haben möchtest, dann mach es.

Vor allem die Outdoorindustrie trägt ihren Teil dazu bei, immer mehr und immer speziellere Ausrüstung zu vermarkten, ohne die man „niemals auf solch eine Tour gehen sollte“. Insofern trifft wohl auch mich etwas Schuld daran, wenn ich begeistert über Ausrüstung schreibe und Teil dieser „Maschinerie“ bin. Allerdings versuche ich dabei auch immer wieder zu verdeutlichen, dass es sich um meine Erfahrungen handelt, die ich gerne mit dir teilen möchte. Vieles habe ich über die Jahre angepasst, verändert, dazugekauft oder (wieder) weggelassen. Ich betrachte das als Lernprozess, der mir noch dazu großen Spaß macht.

Ausrüstung ersetzt keine Fähigkeiten, auch wenn die Werbung oft gegenteiliges suggeriert.

Mit jeder Tour habe ich weitere Erfahrungen gewonnen und mache einiges anders als zu Beginn. Einen Teil dieses Wissens kann ich weitergeben und deswegen schreibe ich hier schließlich auch so viel dazu. Aber du möchtest bestimmt auch deine eigenen Erfahrungen machen und ich freue mich, wenn du sie anschließend ebenfalls teilst.

Die schweren Pulkas bei der Anreise im Regal auf der Fähre (Foto: Malte Hübner)
Die schweren Pulkas bei der Anreise im Regal auf der Fähre

Pulka Gewicht und Menge der Ausrüstung reduzieren

Es gibt grundsätzliche Kriterien für Ausrüstung auf Wintertouren wie Robustheit, Kältetauglichkeit und leichtes Gewicht. Achte auf solche Faktoren bei der Anschaffung. Aus Gewichtsgründen schaffst du dir aber am besten gar nicht erst viel unnötiges Zubehör an, welches du dann später aus Gewichtsgründen wieder streichst. Überlege dir zunächst anhand einer Packliste, was du wirklich unbedingt brauchst. Auch ich habe eine Packliste für Wintertouren veröffentlicht und diskutiere gerne mit dir über deine (oder meine), wenn du Fragen hast. Aber bitte nimm nicht alles von jeder Packliste mit, nur um „vollständig“ zu sein.

Wie schwer deine Pulka am Ende sein sollte, hängt von etlichen Faktoren ab. Wie lange bist du unterwegs? Bist du alleine unterwegs oder kannst du dir in der Gruppe schwere Dinge wie Zelt und Winterkocher teilen? Bist du vollkommen autark unterwegs oder kannst du Dinge in Hütten nachkaufen? Es macht sogar einen Unterschied, ob du XL oder M trägst. Konkret lässt sich also kaum ein einziger Richtwert finden. Ich versuche es dennoch einmal.

Das optimale Pulka Gewicht

Bei etwa 45-50 Kilo Gesamtgewicht der Pulka würde ich die Grenze setzen. Ein höheres Pulka Gewicht braucht es auf normalen Touren bis zu 14 Tagen einfach nicht. Besser wären 35-40 Kilo Gesamtgewicht, die du aber eher in einer Gruppe erreichst. Bedenke immer, dass jedes Kilo weniger in der Pulka die Tourfreude erhöht.

Für einen Tag veranschlage ich 900 g für Nahrung und 200 g Benzin (etwa 250 ml). Bei 14 Tagen wären es also 15,4 Kilo, die du nach und nach verbrauchst. Wenn deine Ausrüstung in der Pulka ohne diese Verbrauchsgüter also bei etwa 30 kg landet, dann ist das Gewicht im normalen Rahmen. Dazu kommen dann noch fast 10 kg am Körper (Kleidung, Skiausrüstung, Pulkagurt).

Übrigens: Die nötige Menge Benzin kannst du im Benzin Rechner für Wintertouren schnell ablesen.

Bergauf bist du froh, wenn du auf das Pulka Gewicht geachtet hast (Foto: Malte Hübner)
Bergauf bist du froh, wenn du auf das Pulka Gewicht geachtet hast

Pulka ultralight?

Die großen Pulkahersteller haben sehr leichte Modelle auf dem Markt, die durch die Verwendung moderner Materialien wie Kevlar und Kohlefaser Gewicht einsparen. Ich habe selbst keine praktischen Erfahrungen damit, aber sehr unterschiedliche Rückmeldungen dazu erhalten. Besonders bei einem Zusammenprall mit einem Felsen können Risse entstehen, die sich schwerer flicken lassen als es mit den bewährten Verbundstoffen möglich ist. Außerdem greifst du für diese Modelle etwa doppelt so tief in die Tasche wie für die normale Ausführung. Wenn du bereits bist, so viel Geld für eine leichtere Pulka auszugeben, schau dir die etablierte Acapulka Featherlight 120 an. Es gibt auch noch größere Modelle, aber dann füllst du den Raum ja doch nur mit neuem Gewicht.

Eine günstige Alternative ist es, die Paris Pulka mit einem Seil zu ziehen und auf eine möglichst leichte Tasche zu setzen. So wird ein Pulka Gewicht mit weniger als 4 Kilo für Pulka, Tasche, Seil und UL-Gurt möglich.

Eigenbauten wie meine ultraleichte Pulka sind kein vollwertiger Ersatz und damit im Zweifelsfall nur „Spielerei“. Für eine Hüttentour mit Rucksack würde ich sie aber weiterhin in Betracht ziehen.

Hinterfrage deine Packliste

Viele als ultralight bezeichnete Ausrüstungsgegenstände gehen Kompromisse in der Robustheit ein und haben damit im Winter nichts zu suchen. Aber ich weiß, dass der Ansatz der Ultraleicht-Bewegung oft einfach falsch verstanden wird. Es dreht sich bei UL vor allem darum, die Ausrüstung so weit wie möglich zu reduzieren und nichts Unnötiges mitzunehmen.

Im Winter muss aber die Bedingung dazukommen, dabei auch keine zusätzlichen Gefahren einzugehen! Übertragen wir das auf ein Winterzelt, ist ein Außenzelt mit 30 Denier Materialstärke im nordischen Winter nun einmal Mindestmaß und schwerer als ein 15-d-UL-Zelt im Sommer. Auch ein Innenzelt ist im skandinavischen Winter sehr nützlich. Aber brauche ich wirklich eine GT-Apsis? Die Leitfragen sind durchaus ähnlich und können zum Beispiel sein:

  • Wie schwer ist deine Packliste insgesamt und wie hoch ist der Druck, Gewicht zu reduzieren?
  • Welche Gegenstände sind sicherheitsrelevant und welche eher Luxus?
  • Welche Annehmlichkeiten möchtest du dir ganz bewusst gönnen?
  • Brauchst du Ersatz? Oder kannst du durch doppelte Nutzung etwas einsparen? (z. B. Ski und Stöcke als Schneeheringe)
  • Wenn du den Gegenstand verlierst, musst du dann die Tour abbrechen?
  • Wie kannst du das Gewicht jedes einzelnen Gegenstandes (durch Tuning) verringern? (Sicherheit und Robustheit haben höchste Priorität!)

Manchmal kann es helfen, den Stauraum künstlich zu reduzieren und nur das auszuwählen, was noch hineinpasst. Packe einfach mal für die Anreise mit dem Flugzeug mit 23 kg Aufgabegepäck plus 8 Kilo Handgepäck.

Die schwersten Gegenstände wie Zelt, Schlafsack und Kochausrüstung sind immer einen genauen Blick wert. Sie können manchmal durch leichtere Modelle ersetzt werden. Allerdings kostet das meist viel Geld. Wo und wann ein Neukauf wirklich sinnvoll ist, musst du selbst entscheiden. Ein neuer Premium-Winterschlafsack kostet schnell 800 Euro. Und spart er auch 800 g Gewicht ein? Also 1 Euro pro Gramm!? Puh.

Günstiger ist es, unnötiges einfach wegzulassen.

Sinnvoll auf Packsäcke aufteilen

Wenn du den großen Haufen Gepäck einfach nur in die Pulka stopfst, findest du unterwegs wahrscheinlich nichts wieder oder musst ewig wühlen. Auch um die Pulka richtig zu beladen, hat die Aufteilung auf verschiedene Packsäcke daher einige Vorteile:

  • empfindliche Dinge können schneesicher verpackt werden
  • in einen „Innenzeltbeutel“ kommen alle Dinge für die Nacht im Zelt
  • mit einem Bedding-Bag hast du dein Bett griffbereit und mehr Komfort für die Pulka
  • Ersatzkleidung kommt in einen Extrabeutel und kann in der Pulka bleiben
  • Kochutensilien kommen in einen Beutel oder eine Kiste für die Apsis
  • Vorräte und Benzin müssen sicher voneinander getrennt transportiert werden (in Gruppen in verschiedenen Pulkas), da Lebensmittel kontaminiert werden können
  • die Stausäcke bleiben beim richtigen Packen der Pulka an ihrem angestammten Ort
  • Gewöhne dir an, immer alles in den dazugehörigen Packsack zu verstauen, so findest du es schnell wieder

Es lohnt sich übrigens, in verschiedenfarbige Säcke zu investieren. Wir hatten auf einer der ersten Touren vom Arbeitgeber eines Freundes lauter dunkelblaue Beutel, in denen wir unsere meist schwarze Unterwäsche transportierten. So wusste man auf Tour im Zelt nie so ganz genau, ob es gerade der eigenen Beutel war, den man durchwühlte.

Das Zelt ist oben auf die Pulka geschnallt, um es schnell aufbauen zu können (Foto: Lutz Grünke)
Das Zelt ist oben auf die Pulka geschnallt, um es schnell aufbauen zu können

Die Pulka richtig beladen und das Gewicht verteilen

Wie schön wäre es, wenn dir deine Pulka wie von selbst folgt, sobald du sie nur richtig belädst. Leider bleibt das ein Wunschtraum. Egal wie leicht oder schwer sie beladen ist, eine Pulka kann alleine schon durch ihre Größe unhandlich und störrisch sein. Abhängig von den Schneebedingungen wird es manchmal sehr mühsam sein, den Gepäckschlitten hinter dir herzuziehen. Manchen Frust kann man mit besserer Gewichtsverteilung in der Pulka ausgleichen, manchmal hilft aber nur noch fluchen.

Schweres nach unten und eher nach hinten!

Die richtige Lastverteilung in der Pulka zu finden, ist grundsätzlich einfach. Die schweren Genstände wie Brennstoffflaschen sollten möglichst weit unten und hinter der Mitte im Schlitten verstaut werden. So schwimmt die Pulka bei Tiefschnee besser auf. Das Gepäck in der mittleren Gewichtsklasse wie Lebensmittel sollte an die Enden der Pulka gepackt werden, damit der Schlitten spurtreu bleibt. Und das leichte, voluminöse Gepäck kommt ganz nach oben, damit die Pulka nicht so schnell umkippt.

Daraus folgt auch, dass bei großen Mengen an Gepäck eine längere Pulka stabiler gepackt werden kann als ein kurzes Modell, welches dann zu sehr in die Höhe wächst. Als grober Anhaltspunkt liegt die Grenze bei 50 cm Höhe, wobei es natürlich einen Unterschied macht, ob oben nur ein flauschiger Daunenschlafsack oder ein nasses Hilleberg Keron 4 GT verschnürt sind. Gleichzeitig bist du durch die zusätzliche Länge weniger wendig und die Pulka sollte daher insgesamt so klein wie möglich bleiben.

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Wenige Ausnahmen gibt es bei der Gewichtsverteilung in der Pulka dennoch: Die Dinge für die Pause wie Thermoskanne und Daunenjacke oder auch die Lawinenschaufel kommen immer griffbereit nach oben. Und auch das Zelt sollte am Abend schnell hervorzuholen sein, ohne erst alles auspacken zu müssen.

Das Gepäck auf der Pulka sichern

Trotz guter Beladung der Pulka kann es im unwegsamen Gelände passieren, dass sie seitlich umkippt und sich am Hang überschlägt. Oder du bleibst im ebenen Terrain damit in einer Fjellbirke hängen. Irgendetwas davon passiert immer.

Tipp: Gib der Pulka einen Namen, um sie besser beschimpfen zu können.

Alle Gegenstände auf dem Lastschlitten sollten daher gut befestigt sein und die Gurte nicht in Schlaufen an den Seiten herunterhängen. Eine große Tasche oder ein geschlossenes Verdeck der Pulka schützen gut davor, dass etwas verloren geht. Du kannst auch einfach wie Erik Normark eine Plane wie einen Burrito um die einzelnen Beutel schlagen und diesen mit Spanngurten gut verzurren, wobei dort immer Schnee eindringen wird. Achte immer darauf, dass die Verschlüsse und Haken handschuhtauglich sind. Dann fällt das Beladen der Pulka deutlich leichter.

About the Pulk and Hauling the Winter Gear

Mit Abspielen des Videos stimmst du der Datenübermittlung an Youtube zu. (Info)

Kraftübertragung auf den Körper

Wichtig ist neben der optimalen Lastverteilung im Schlitten auch die richtige Lastübertragung auf den Körper. Das Pulka Gewicht sollte immer aus der Hüfte gezogen werden, wozu du einen passenden Hüftgurt brauchst. Widerstehe besser der Versuchung, die Pulka mit einem Rucksack ohne Hüftgurt aus den Schultern zu ziehen. Auf Dauer wird das erst anstrengend und dann schmerzhaft. In einem anderen Beitrag findest du noch mehr Details zu den Anforderungen an ein gutes Zuggeschirr für die Pulka.

Jetzt bist du an der Reihe. Welche Fragen hast du? Was gefällt dir an diesem Beitrag? Was möchtest du ergänzen? Lass es mich in einem Kommentar wissen.

2 Gedanken zu „Pulka Gewicht und richtige Beladung“

  1. Lieber Malte, wie immer: einfach nur gut..! Deine Erfahrung ermöglicht es Dir eben, die (wirklich wichtigen!) Dinge auf den Punkt zu bringen!
    Und stimmt schon: eine 50Kilo-Pulka macht keinen Spaß, vor allem bei Neuschnee!
    Herzliche Grüße, Rainer

    Antworten
    • Danke Rainer, bei Neuschnee macht es auch mit viel weniger keinen Spaß! Bei uns dreien war da auch schon nach einstelligen Kilometern am Tag Schluss, obwohl wir uns beim Spuren abwechseln konnten. Manchmal ist man einfach ein paar Tage zu früh und wartet besser, bis der Schnee sich gesetzt hat. Aber das ist bei einem begrenzten Urlaub halt leicht gesagt als getan. Nächstes Mal wird alles besser, sagen wir uns dann. 😉

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