Kälte und Frieren

In der Pause braucht man bei strenger Kälte eine Daunenjacke, um nicht zu frieren. (Foto: Lutz Grünke)
In der Pause braucht man bei strenger Kälte eine Daunenjacke, um nicht zu frieren. (Foto: Lutz Grünke)

Was als kalt empfunden wird, hängt vor allem vom subjektiven Kälteempfinden ab. Es gibt eben Frostbeulen und hartgesottene Menschen mit innerer Hitze. Draußen in der Natur muss unser Körper selbst für Wärme sorgen. Er ist das Wärmekraftwerk und unsere Kleidung seine Isolation. Normale Kleidung wärmt nicht selbst, sondern isoliert und hält die Wärme am Körper. Wir frieren, wenn entweder nicht genug Wärme produziert wird oder die Isolation nicht ausreicht.

Warum verlieren wir Wärme?

Der Körper gibt über die Haut und Atmung ständig Wärme nach außen ab. Dies geschieht vor allem durch

  • Wärmestrahlung (Radiation),
  • Wärmeleitung (Konduktion) oder
  • Wärmetransport über die Luft (Konvektion).

Die Kleidung hat die Aufgabe, die erwärmte Luft am Körper zu halten. Dazu bietet sich zum Beispiel dicke, winddichte Oberbekleidung an. Sitzt diese jedoch zu weit oder locker wie ein Sack, tauscht sich bei Bewegung die erwärmte Luft im Inneren gegen kalte Außenluft aus. Winddurchlässige Strickwolle kann bei Windstille genügen, selbst leichter Luftzug lässt einen darin jedoch auskühlen. Schuld daran ist der Windchill-Effekt, also das Auskühlen durch Wind. Die aufgewärmten Luftschichten um den Körper werden einfach weggeweht.

Wärmeleitung spielt vor allem beim Sitzen oder Liegen auf eisigem Grund eine Rolle. Daher sollte immer eine ausreichend dicke Isomatte oder ein Sitzkissen genutzt werden. Wenn du ohne Handschuhe sehr kaltes Metall anfässt, kann durch die hohe Wärmeleitung sogar deine Haut daran festfrieren.

Durch zu starkes Schwitzen kann die Isolationsschicht ihre Wirkung verlieren: Daune fällt zusammen, nasse Kleidung leitet die Wärme besser und mit der Verdunstungskälte kommt eine weitere Form des Wärmeverlustes hinzu.

Wann frieren wir?

Sobald der Mensch zu viel Wärme verliert, weicht die Körpertemperatur von den konstanten 37° Celsius ab und man friert. Dabei handelt es sich zunächst um ein Warnsignal des Körpers vor Unterkühlung.
Der Körper reagiert entsprechend mit aufeinander aufbauenden Abwehrmechanismen:

  1. Die Blutgefäße in der Hautoberfläche ziehen sich zusammen und es fließt weniger Blut durch die äußeren Hautschichten. Füße und Hände frieren meist zuerst.
  2. Der Körper versucht durch Muskelbewegung Wärme zu erzeugen. Wir fangen an zu zittern und mit den Zähnen zu klappern.
  3. Der Körper zieht das Blut in der Körpermitte zusammen, um die wichtigen Organe warm zu halten. Die Nasenspitze und Ohren werden kalt, die Lippen werden blau. Finger und Füße haben ein leichtes Taubheitsgefühl.
  4. Ab hier hört das bloße Frieren auf und ernsthafte Schäden treten ein: Es kommt zu einer Unterkühlung und im schlimmsten Falle zu Erfrierungen.

Frieren Frauen eher als Männer?

Einen Hauptfaktor für den Schutz gegen das Frieren macht der Muskelanteil der Körpermasse aus. Insofern haben Männer einen kleinen physiologischen Vorteil, wenn sie denn trainiert sind. In der Praxis hängt das Frieren von so vielen Faktoren (Müdigkeit, Erschöpfung, Hunger, Gesundheitszustand, mentale Verfassung…) ab, dass sich mir noch kein wesentlicher Unterschied zwischen den Geschlechtern gezeigt hat. Häufiger hat es mit einer gewissen Gewöhnung zu tun.

Feuchte vs. trockene Kälte

Ich persönlich empfinde den Temperaturbereich zwischen -5° und 0° Celsius am unangenehmsten. Diese feuchte Kälte krabbelt unter die Kleidungsschichten, alles wird klamm und auch nachts muss man mit sehr viel Kondensfeuchtigkeit rechnen. Ab -10° Celsius kann die Luft kaum noch Feuchtigkeit aufnehmen und diese trockene Kälte empfinde ich als deutlich angenehmer. Bis etwa -25° Celsius kann ich mich gut mit den Temperaturen arrangieren, danach wird es richtig kalt. Da funktioniert vieles noch mal ein bisschen anders, vor allem aber langsamer. Allerdings habe ich solch niedrige Temperaturen auf meinen Touren auch nur selten erlebt.

Können wir uns das Frieren abtrainieren?

Wie warm kann ein erster Frühlingstag bei 12° Celsius sein und wie kalt empfinden wir diese Temperatur im Herbst nach einem heißen Sommer? Unser Kälteempfinden ist vor allem eine Gewohnheitssache. Nach mehreren Tagen im Schnee wird uns in der Wohnung ein Shirt reichen. Wir können uns demzufolge ein wenig gegen Kälte immunisieren und bei großen Temperaturunterschieden durch die Anreise hilft es, ein oder zwei Tage zum Akklimatisieren einzuplanen.

Daunenjacken online kaufenDaunenjacken Anzeige

Was hilft gegen das Frieren?

Es dürfte sich inzwischen herumgesprochen haben, dass Alkohol so ziemlich das schlechteste ist, was du gegen das Frieren wählen kannst. Neben den erweiterten Blutgefäßen als körperliche Reaktion (mehr Wärme wird abgegeben!) können wir nicht mehr alle Warnsignale richtig einordnen.
Besser wären heißer Tee oder heiße Suppe. Gewürze wie Chili oder Ingwer kurbeln den Kreislauf an und sorgen so für noch mehr Wärme. Sowieso solltest du immer auf genug Energiezufuhr achten, damit das Körperkraftwerk gefüttert wird. Vor dem Schlafen sollte der Körper immer warm sein. Ich empfehle drei schnelle Runden ums Zelt nach dem letzten Austreten. Auch eine Wärmflasche wirkt wahre Wunder. Vor allem gilt es, aus dem Wind zu kommen und genügend Isolierschichten (Daunenjacke, Schlafsack, Isomatte) anzulegen. Es gibt auch einige Möglichkeiten für ein wenig Wärme im Zelt.

Tagsüber lohnt sich ein Blick auf die richtige Bekleidung: eine warme Mütze, eine winddichte Jacke, die richtigen Handschuhe und warme Füße.

Auf eine heiße Dusche am Abend sollte man übrigens nicht zu schnell zurückgreifen, sondern sich erst ausreichend aufwärmen, damit das Herz-Kreislauf-System nicht überfordert wird. In der Regel steht uns dieser Luxus auf Tour aber sowieso selten zur Verfügung. Ein Problem weniger!

Klick zum Fan-Shop von Winterfjell
Anzeige

Ist Kälte das einzige Problem?

Frieren oder Kälte kann zwar zum Problem werden, aber rückblickend auf meine Touren muss ich sagen, dass es im Vergleich gar nicht so oft vorgekommen ist, wie man vielleicht denkt. Andere Gefahren außer Kälte waren tatsächlich häufiger Thema.

Jetzt bist du an der Reihe. Gefällt dir der Beitrag oder möchtest du etwas ergänzen? Dann freue ich mich über deinen Kommentar.

2 Kommentare zu „Kälte und Frieren

  1. Ja, da komme ich jetzt ins Überlegen, wie ich meine neue Passion besser organisiert bekomme… Kaltwasserschwimmen im Moment bei 8 Grad Wassertemperatur! Das mache ich erst seit 2 Wochen und überlege, wie ich mich noch vor Ort am See wieder von außen aufwärmen kann. Die Kälte dringt noch ca. 30 Minuten nach Schwimm-Ende weiter in den Körper, wenn man nicht aktiv was dagegen unternimmt. Was heißes zum Trinken habe ich direkt vor Ort, aber schnell angezogene dicke Kleidung hält die kalte Hautoberfläche eher länger kalt, als dünne, wenn man im Auto die Heizung voll aufdreht. Ich möchte aber nicht immer wie wild Auto fahren, dass die Heizung dann richtig heizt… Vielleicht gibts da Lösungen auf die Schnelle, die mir bisher unbekannt sind? LG aus Halle Westfalen

    1. Hallo Jörg,
      damit kenne ich mich leider nicht aus. Sofortige Wärem von Außen erscheint mir am sinnvollsten, wenn der Körper sie nicht mehr selbst erzeugen kann. Eine Wärmflasche mit in die Jacke, Taschenofen, Heizung aufdrehen, Körperkontakt…
      Viele Grüßen und weiterhin frohes Dippen
      Malte

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert