Was als kalt empfunden wird, hängt zunächst vom subjektiven Kälteempfinden ab. Es gibt eben Frostbeulen und hartgesottene Menschen mit innerer Hitze (meist durch Training). Wenn es ums Frieren geht, gilt jedoch für alle gleich: Draußen in der Natur muss unser Körper selbst für Wärme sorgen. Er ist das Wärmekraftwerk und seine Kleidung nur die Isolationsschicht. Normale Kleidung wärmt nicht aktiv, sondern isoliert und hält die Wärme am Körper. Wir frieren, wenn entweder zu wenig Wärme produziert wird oder die Isolation nicht ausreicht. Denn dann verlieren wir zu viel Wärme.
Inhaltsverzeichnis
Warum verlieren wir Wärme?
Unser Körper verliert ständig Wärme über die Haut und die Atemluft. Das passiert hauptsächlich durch drei Mechanismen:
- Wärmestrahlung (Radiation): Die Wärme wird direkt an die Umgebung abgegeben.
- Wärmetransport durch die Luft (Konvektion): Die Wärme wird von Luftströmen abtransportiert.
- Wärmeleitung (Konduktion): Die Wärme wird von einem Objekt zum anderen übertragen, zum Beispiel beim Kontakt mit kalten Oberflächen.
Was können wir dagegen tun? Zum einen tragen wir Kleidung, um die vom Körper erwärmte Luft auch am Körper zu halten. Je besser die Kleidung isoliert, desto weniger Wärme geht über Radiation verloren. Winddurchlässige Materialien wie Strickwolle können bei Windstille ausreichend isolieren, aber bei Wind werden die warmen Luftschichten um den Körper weggeblasen und der Windchill-Effekt führt dazu, dass man auskühlt.
Gut sitzende und winddichte Oberbekleidung verhindert, dass die warme Luft durch Wind weggeweht wird (Konvektion). Wenn die Kleidung jedoch sackartig weit sitzt, kann die erwärmte Innenluft bei Bewegung durch kalte Außenluft ersetzt werden. Manchmal reicht eine winddichte Jacke schon aus, um einen spürbaren Wärmegewinn zu erzeugen, aber eine einfache Tourenjacke isoliert nicht ausreichend, um dich (in Ruhe) warmzuhalten.
Wärmeleitung wird besonders spürbar, wenn man auf kaltem Boden sitzt oder liegt. Daher sind isolierende Unterlagen wie dicke Isomatten oder Sitzkissen wichtig, um den Wärmeverlust zu minimieren. Vielleicht kennst du es: Wenn du ohne Handschuhe kaltes Metall berührst, kann die hohe Wärmeleitfähigkeit des Metalls dazu führen, dass deine Haut am Metall festfriert.
Auch Feuchtigkeit, insbesondere durch starkes Schwitzen kann problematisch sein, denn nasse Kleidung leitet die Wärme besser ab und die dadurch entstehende Verdunstungskälte trägt zusätzlich zur Abkühlung bei. Doppelt im Nachteil sind dann zum Beispiel Daunenjacken, da sie bei hoher Feuchtigkeit ihre Isolationsfähigkeit verlieren, weil die Daunen in sich zusammenfallen. Daher solltest du dich nicht zu warm anziehen und deine Schichten passend zu deiner Aktivität regulieren.
Wann frieren wir?
Sobald der Mensch zu viel Wärme verliert, weicht die Körpertemperatur von den konstanten 37° Celsius ab und man friert. Zunächst handelt es sich dabei um ein Warnsignal des Körpers vor einer möglichen Unterkühlung.
Der Körper reagiert entsprechend mit aufeinander aufbauenden Abwehrmechanismen:
- Die Blutgefäße in der Hautoberfläche verengen sich und es fließt weniger Blut durch die äußeren Hautschichten. Auch Füße und Hände frieren dadurch meist zuerst.
- Der Körper versucht, durch Muskelbewegung Wärme zu erzeugen. Wir beginnen zu zittern und mit den Zähnen zu klappern.
- Der Körper zieht das Blut in der Körpermitte zusammen, um die lebenswichtigen Organe warmzuhalten. Die Lippen färben sich blau, Finger und Füße haben ein leichtes Taubheitsgefühl.
- Ab hier hört das bloße Frieren auf und ernsthafte Schäden sind möglich: Im schlimmsten Fall musst du bei einer Unterkühlung oder Erfrierungen Erste Hilfe leisten.
Frieren Frauen eher als Männer?
Ein Hauptfaktor für den Schutz gegen das Frieren ist der Muskelanteil der Körpermasse. Insofern haben Männer einen kleinen physiologischen Vorteil – sofern sie trainiert sind. In der Praxis hängt das Frieren von so vielen Faktoren (Müdigkeit, Erschöpfung, Hunger, Gesundheitszustand, mentale Verfassung) ab, dass sich mir noch kein wesentlicher Unterschied zwischen den Geschlechtern gezeigt hat.

Feuchte vs. trockene Kälte
Ich persönlich empfinde den Temperaturbereich zwischen -5° und 0° Celsius am unangenehmsten. Diese feuchte Kälte kriecht unter die Kleidungsschichten, macht alles klamm und führt zu viel Kondenswasser im Zelt. Ab -10° Celsius nimmt die Luft kaum noch Feuchtigkeit auf und diese trockene Kälte empfinde ich als deutlich angenehmer. Bis etwa -25° Celsius kann ich mich gut mit den Temperaturen arrangieren, danach wird es richtig kalt. Dann funktioniert vieles noch einmal anders, vor allem aber langsamer. Andererseits habe ich deutlich niedrigere Temperaturen auf meinen Touren im März oder April auch eher selten erlebt.
Können wir uns das Frieren abtrainieren?
Wie warm kann ein erster Frühlingstag bei 12° Celsius sein und wie kalt empfinden wir diese Temperatur im Herbst nach einem heißen Sommer? Unser Kälteempfinden ist vor allem eine Frage der Gewohnheit. Nach mehreren Tagen im Schnee wird uns in der ausgekühlten Wohnung zu Hause beim Auspacken ein dünnes Shirt reichen. Wir können uns demzufolge ein wenig gegen Kälte immunisieren und bei großen Temperaturunterschieden durch die Anreise hilft es, ein oder zwei Tage zum Akklimatisieren vor Ort einzuplanen.
Was hilft gegen das Frieren?
Zunächst lohnt sich ein Blick auf die richtige Bekleidung nach dem winteroptimierten Zwiebelprinzip. Konkrete Beispiele für geeignete Kleidungsschichten findest du hier: eine warme Mütze, eine winddichte Tourenjacke oder ein Etaproof-Anorak, eine Tourenhose, die richtigen Handschuhe und warme Füße.
Vor dem Schlafen sollte der Körper immer warm sein. Ich empfehle dafür mindestens drei schnelle Laufrunden ums Zelt nach dem letzten Austreten. Auch eine Wärmflasche wirkt wahre Wunder. Vor allem gilt es, genügend Isolierschichten (Daunenjacke, Schlafsack, Isomatte) anzulegen. Es gibt auch einige Möglichkeiten für ein wenig Wärme im Zelt.
Es dürfte sich inzwischen herumgesprochen haben, dass Alkohol so ziemlich die schlechteste Wahl gegen Frieren ist. Neben der Erweiterung der Blutgefäße als körperliche Reaktion (mehr Wärme wird abgegeben!) können wir nicht mehr alle Warnsignale richtig einordnen.
Besser sind heißer Tee oder heiße Suppe. Gewürze wie Chili oder Ingwer kurbeln den Kreislauf an und sorgen so für mehr Wärmeproduktion. Überhaupt solltest du immer auf genug Energiezufuhr achten, damit dein Körperkraftwerk gefüttert wird. Trinke auch dann, wenn dein Durstgefühl bei Kälte typischerweise nicht so ausgeprägt ist.
Auf eine heiße Dusche am Abend solltest du nach einem Tag in eisiger Kälte übrigens nicht zu schnell zurückgreifen, sondern dich erst ausreichend aufwärmen, damit dein Herz-Kreislauf-System nicht überfordert wird. In der Regel steht uns dieser Luxus auf Tour aber sowieso selten zur Verfügung. Ein Problem weniger!
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Ist Kälte das einzige Problem?
Frieren oder Kälte kann zwar zum Problem werden, aber rückblickend auf meine Touren muss ich sagen, dass es im Vergleich weit weniger ein Problem war, als man vielleicht denkt. Andere Gefahren außer Kälte waren tatsächlich häufiger ein Thema.
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Ja, da komme ich jetzt ins Überlegen, wie ich meine neue Passion besser organisiert bekomme… Kaltwasserschwimmen im Moment bei 8 Grad Wassertemperatur! Das mache ich erst seit 2 Wochen und überlege, wie ich mich noch vor Ort am See wieder von außen aufwärmen kann. Die Kälte dringt noch ca. 30 Minuten nach Schwimm-Ende weiter in den Körper, wenn man nicht aktiv was dagegen unternimmt. Was heißes zum Trinken habe ich direkt vor Ort, aber schnell angezogene dicke Kleidung hält die kalte Hautoberfläche eher länger kalt, als dünne, wenn man im Auto die Heizung voll aufdreht. Ich möchte aber nicht immer wie wild Auto fahren, dass die Heizung dann richtig heizt… Vielleicht gibts da Lösungen auf die Schnelle, die mir bisher unbekannt sind? LG aus Halle Westfalen
Hallo Jörg,
damit kenne ich mich leider nicht aus. Sofortige Wärem von Außen erscheint mir am sinnvollsten, wenn der Körper sie nicht mehr selbst erzeugen kann. Eine Wärmflasche mit in die Jacke, Taschenofen, Heizung aufdrehen, Körperkontakt…
Viele Grüßen und weiterhin frohes Dippen
Malte