Ein wenig Wärme im Zelt

Den wahren Luxus eines Zeltofens im Lavvu können wir uns nur im Basislager gönnen. Unterwegs mit Pulka braucht es andere Ideen für etwas Wärme im Zelt.
Den wahren Luxus eines Zeltofens im Lavvu können wir uns nur im Basislager gönnen. Unterwegs mit Pulka braucht es andere Ideen für etwas Wärme im Zelt. (Foto: Malte Hübner)

Sobald die Sonne im winterlichen Fjell verschwindet, wird es merklich kälter. Das Zelt schützt dich zwar vor dem eisigen Wind, aber für ein wenig Wärme im Zelt braucht es mehr, da ein Zelt kaum isoliert. Die einzige dauerhafte Heizquelle ist deine Körperwärme und dein Schlafsack kann damit richtig gemütlich werden. Voraussetzung ist aber, dass du nicht zu ausgepowert bist und noch genug innere Wärme erzeugen kannst. Für etwas zusätzliche Wärme gibt es verschiedene Möglichkeiten, die ich dir hier vorstellen möchte.

Eine kleine Gaslaterne

Als meine Kinder noch klein waren und gewickelt werden mussten, hatten wir im Frühjahr oder Herbst immer eine kleine Zeltlaterne mit Gaskartusche mit auf Tour. Diese gibt im Zelt erstaunlich viel Wärme von sich. Bei sehr niedrigen Temperaturen wärmt sich das Zelt dadurch zwar nur um wenige Grad auf, aber vielleicht reicht das, um sich kurz umzuziehen oder die Finger aufzuwärmen.

Eine kleine Laterne mit Edelstahlgitter (statt Glas) ist robust und findet schnell noch einen Platz im Gepäck. Ein Beispiel ist die Primus Micron Laterne. Denke beim Betrieb aber immer an ausreichend Frischluftzufuhr und hänge sie am besten auf, damit sie nicht umkippen kann. Auch mit solch einer Laterne besteht immer Feuergefahr! Verwende sie nicht, wenn du dabei einschlafen könntest. Im freiluft-blog findest du alles zum richtigen Umgang und dem Einbrennen des Glühstrumpfes.

Der einzige Haken: Licht gibt es zwar umsonst dazu, aber selbst gute Gaskartuschen funktionieren bei sehr niedrigen Temperaturen (unter -15°) nicht mehr zuverlässig, weil das Gas in der Kartusche nicht verdampft.

Den Kocher laufen lassen

Es ist naheliegend und verlockend, den Winterkocher nach dem Schneeschmelzen noch ein wenig weiterlaufen zu lassen. Aber es ist auch sehr gefährlich. Während du deine Zeltlaterne noch aufhängen kannst und sie mit Gas recht sicher betreibst, ist so ein Benzinkocher ein wahrer Flammenwerfer und unbeobachtet wirklich gefährlich.

  • offene Flamme: es steht dann kein Topf auf dem Brenner, der die Flamme abschirmt (ein leerer Topf würde überhitzen und Wasser im Topf für Kondensfeuchte sorgen)
  • regelmäßige Wartung: der Druck des Kochers muss regelmäßig kontrolliert werden
  • große Gefahr: Risiko einer CO/CO2-Vergiftung bei geringer Frischluftzufuhr
  • erhöhter Brennstoffbedarf, der so im Benzin-Rechner nicht einkalkuliert wurde

Der Kocher ist eine verlässliche Wärmequelle, wenn du das Zelt schnell aufwärmen musst, weil zum Beispiel jemand ins Eis eingebrochen ist. Du solltest es dir aber sonst gut überlegen, ob es dir die Gefahren wert sind, deine Ausrüstung abzufackeln oder nicht wieder aufzuwachen. Und wenn du den Kocher doch nutzt, lege dich niemals hin, damit du nicht einschläfst.

Zeltofen ultralight

Ein Zeltofen aus Edelstahl ist eine großartige Erfindung und wir nutzen solch eine Heizung in unserem Lavvu, wenn wir als Familie oder Gruppe im Winter im Basislager wohnen. Aber selbst mit meiner Pulka möchte ich dieses 13-Kilo-Monster nicht über längere Strecken transportieren.

Anders sähe es mit einem ultraleichten Zeltofen aus Titan aus. Solche Modelle lassen sich in der Regel falten oder auseinander bauen. Das Gewicht wäre mit 2 Kilo auch noch vertretbar. Ich selbst habe keine Erfahrung mit solchen UL-Zeltöfen und habe es auch noch nicht ernsthaft in Erwägung gezogen, da es auf meinen bisherigen Touren einfach zu wenig Holz gab. Natürlich kommt nur Totholz in Frage und dieses wird nicht selten unter viel Schnee verborgen sein.

Ganz klarer Vorteil eines Ofens wäre es, abends im Zelt Wärme für 2-3 Stunden zu produzieren. Du erreichst bis zu 30° Celsius Unterschied zwischen Innen- und Außentemperatur. Danach sollte der Körper wieder aufgeheizt sein und über Nacht geht der Ofen eh aus. So könntest du dich also einmal am Tag ordentlich aufwärmen und deine Kleidung trocknen.

In der Regel sind Lavvus besser belüftet, aber auch hier gilt der Hinweis: Denke bitte an genug Sauerstoffzufuhr, damit du morgens wieder aufwachst.

Teelichte können ein Zelt nicht ausreichend erwärmen, sorgen aber für eine kleine Wärmequelle in unmittelbarer Umgebung.
Teelichte können ein Zelt nicht ausreichend erwärmen, sorgen aber für eine kleine Wärmequelle in unmittelbarer Umgebung. (Foto: Lutz Grünke)

Taschenofen

Gute Taschenöfen gibt es mit Kohlestäbchen und mit Benzintank, benötigen also beide einen Brennstoff. Und da liegt bei den Kohlestäbchen auch schon der erste Nachteil. Diese müssen für eine saubere Verbrennung sehr trocken gelagert werden und brechen manchmal. Sauber verstaut taugen sie aber für eine Wintertour und geben ein paar Stunden angenehme Wärme.

Die Benzintaschenöfen haben einen Katalysator zur „Verbrennung“. Ich nutze bisher ein etwas teureres Modell des japanischen Herstellers Peacock. Dieser Handwärmer funktioniert dafür zuverlässig und es läuft auch nichts aus. Und Benzin hast du meistens bereits für den Kocher dabei. Ich empfehle aber möglichst sauberes Benzin und keines von der Tankstelle.

Wichtig für die korrekte Funktionsweise ist, dass der Ofen sich in seiner Tasche oder dem Schlafsack befindet und nicht zu viel Sauerstoff (kaum Wärmeentwicklung) und nicht zu wenig Sauerstoff (Ofen geht aus) bekommt.

Ich habe drei Verwendungen für meinen Taschenofen:

  • Innentasche der Daunenjacke, wenn man abends noch draußen sitzt
  • Schlafsack vorwärmen
  • Stiefel vorwärmen oder etwas trocknen

Ein Taschenofen verbrennt so langsam, dass du für einige Stunden Wärme hast. Er ist also ein echter Tipp für etwas Wärme im Zelt!

Wärmflasche

Meinen Schlafsack wärme ich noch lieber mit einer Wärmflasche vor. Diese wird beim abendlichen Schneeschmelzen gefüllt und kommt dann in den Schlafsack. Natürlich schleppe ich keine Gummi-Wärmflasche mit, sondern nutze eine Weithalsflasche mit einem Liter Fassungsvermögen. Der Schlafsack ist dann angenehm temperiert, wenn ich hineinsteige. Bevor die Flasche morgens wieder kalt ist, trinke ich sie meist über Nacht noch aus. Das ist auch gut so, weil ich tagsüber nicht genug trinke.

Einwegwärmer

Einwegwärmer gibt es in verschiedenen Größen und Formen. Sie funktionieren auf der Grundlage einer chemischen Reaktion nach ihrer Aktivierung. Anschließend geben sie etwa 2-3 Stunden lang Wärme ab. Ein paar von diesen kleinen Helfern kann man gut im Gepäck haben, gerade auch für die Versorgung bei leichter Unterkühlung. Dort kommt dann ein Einweg-Wärme-Pad unter jede Achsel der unterkühlten Person in den Schlafsack bis der Kocher warm genug ist, um eine richtige Wärmflasche zu füllen.

Leider sind die chemischen Wärmespender nicht immer ganz zuverlässig. Ich habe sogar den Eindruck, dass sie bei wirklich tiefen Temperaturen unter -20° Celsius nicht mehr richtig funktionieren. Also gerade dann, wenn man sie vielleicht wirklich gut gebrauchen kann.

Aneinander kuscheln

Ob als Pärchen eng aneinander oder einfach nur aufgereiht wie die Sardinen in der Büchse, je mehr Menschen nah beieinander liegen, desto wärmer wird es. Wer am meisten friert, kommt also in die Mitte.

Bitte fallt als Paar nicht auf die Idee koppelbarer Schlafsäcke herein. Die viele Luft im Inneren müsst ihr zusätzlich erwärmen, sodass diese Variante am Ende kälter ist als ein eigener Winterschlafsack.

Am Essen und Trinken wärmen

Nach einem langen Tag in großer Kälte freue ich mich auf mein Zelt, meinen Schlafsack und einen Haufen Kalorien, um den Speicher wieder aufzufüllen. Besonders angenehm ist es natürlich, wenn das Essen dafür schön heiß ist. Das wohlige Gefühl, welches sich danach von innen einstellt, ist einfach zu schön: Satt, warm, müde. Jetzt noch einen Tee oder eine heiße Schokolade hinterher und die Welt ist wieder in Ordnung. Nur gut versorgt kann die körpereigene Heizung funktionieren.

Alkohol solltest du hingegen nicht zum Aufwärmen nehmen, das dürfte sich inzwischen herumgesprochen haben. Der kleine Schuss Rum im heißen Kakao nach einer gelungenen Tour bringt dich dem Kältetod aber nicht gleich näher.

In eine Hütte gehen

Wenn dir die Abende im Zelt zu kalt sind, eignet sich in den meisten Gebieten eine Hütte des DNT, STF oder privaten Betreibers als warmer Rückzugsort. Viele Skandinavier können erfahrungsgemäß sowieso nicht verstehen, warum die Leute im Zelt schlafen, wenn es doch eine warme Hütte in der Nähe gibt.

Da die Nächte im Zelt aber nun einmal ihren eigenen Charme haben, taugen die Hütten gut als Backup für besonders kalte Nächte oder Unwetter. Auch eine ausgedehnte Mittagspause in einer Hütte kann dir den Tag versüßen.

Problematisch: elektrische Wärmespender

Für den Skisport gibt es elektrische Schuhwärmer als Einlegesohle oder beheizbare Handschuhe. Problematisch sind dabei immer die Akkus. Erstens leiden die Akkus in der andauernden Kälte und haben gerade einmal Kapazität für einen Tag. Und zweitens hast du in der Regel keine Möglichkeit, diese wieder aufzufüllen. Mit einem Solarpanel bräuchtest du mindestens einen Tag bei optimalen Bedingungen. Für einen einzigen Tag Wärme auf einer Tour sind alle diese Modelle daher leider zu schwer und erscheinen mir ungeeignet.

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Wie sorgen andere für Wärme im Zelt?

Ich habe mich hier eher auf die Wärme „von außen“, also durch eine Heizquelle konzentriert. Wie du sonst für eine wärmere Nacht im Schlafsack sorgen kannst, beschreibt dir Alex von Bergreif.de im Artikel „Zelten im Winter – So bleibst Du selbst bei Minusgraden schön warm im Schlafsack!“

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2 Kommentare zu „Ein wenig Wärme im Zelt

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