Tourenhose für Wintertouren

Wenn ich ehrlich bin, habe ich mir über meine Tourenhose für Wintertouren in Skandinavien erst ziemlich spät genauere Gedanken gemacht. Wichtiger waren mir zuerst die perfekte Tourenjacke und warme Füße. Auf meinen ersten Touren war ich daher mit einer normalen Outdoorhose aus Mischgewebe unterwegs, was zusammen mit einer Merinoleggins ausreichend warm, aber sehr nässeempfindlich war. Inzwischen habe ich aber auch meine Hosenwahl optimiert und stelle dir hier meine Erfahrung zur Verfügung.

Inhaltsverzeichnis

Zwiebelprinzip bei der Hose für Wintertouren

Wie inzwischen allgemein bekannt, ist das Zwiebelprinzip oft die bessere Wahl als eine einzelne warme Hose. In Bewegung reichen dir weniger Schichten als abends im Lager. Es ist also von Vorteil, wenn du verschiedene Schichten kombinierst. So kannst du deine Kleidung der Temperatur und deiner Aktivität anpassen. Das gilt nicht nur für die Hose. Zum Weiterlesen findest du daher auch meine Gedanken zu einem winteroptimierten Zwiebelprinzip.

Schichten richtig kombinieren

Die äußere Schicht hat die wichtigste Bedeutung und soll vor allem den kalten Wind abhalten, nicht durchfeuchten und schnell trocknen. Fluffige Fleecehosen sind also ungeeignet, stattdessen bieten sich winddichte Stoffe aus wasserabweisender Softshell an. Dabei sollte der Stoff ausreichend robust sein, um auch mal den Kontakt mit einem Stahlkantenski oder Sturz auszuhalten. Etaproof oder Baumwoll-Mischgewebe ist zwar ebenfalls robust, saugt sich bei Feuchtigkeit aber voll und ist höchstens für trockene tiefe Temperaturen geeignet. Komplett wasserdichte Hardshells sammeln bei mir meist Minuspunkte mit ihrem Tragegefühl, ihrem Feuchtigkeitsmanagement und ihrer Robustheit.

Die innere Schicht ist klassischerweise eine lange Merinounterhose. Je nach Temperatur lasse ich diese aber weg. Bis etwa -10° Celsius ist mir eine zusätzliche Leggins in Bewegung einfach zu warm, außer es ist sehr windig. Leider muss man diese Entscheidung in der Regel schon morgens für den ganzen Tag treffen oder sich kompliziert umziehen.

Die unterste Schicht wird deine Unterhose sein. Aus leidvoller Erfahrung rate ich zu einem erprobten Modell, mit dem du dir ganz sicher keinen „Wolf“ läufst (schmerzvolles Wundscheuern der Innenseite der Schenkel). Ob kurze oder lange Unterhose überlasse ich deinem Geschmack. Ich trage meine Boxershorts mittellang, so bleiben die Schenkel etwas wärmer.

Extra warme Schichten können eine zusätzliche Wollhose als Midlayer oder eine warme Überhose als Isolierschicht für den Abend sein. Eine Daunenhose wiegt fast nichts und schafft viel Komfort. Kunstfaserfüllungen wiegen zwar mehr, eignen sich aber genauso und sind dafür etwas weniger feuchtigkeitsempfindlich. Wenn du Gewicht sparen willst, schaue einmal nach Isolations-Shorts. Die Waden kommen eher ohne Isolation aus als Schenkel und Hintern.

Als wasserdichte Schicht gehört eine einfache Hardshell ins Gepäck, denn es kann manchmal tatsächlich auch im winterlichen Fjell regnen. Außerdem hast du so ein Backup für deine Tourenhose.

Grundsätzlich gilt, dass verschiedene Kombinationsmöglichkeiten mehr Variabilität schaffen. Wenn du abends im Zelt mit Leggins oder Wollhose noch deine Hardshell überziehst, sparst du schnell eine zusätzliche Isolierhose und bleibst trotzdem warm und flexibel.

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Wünsche an die perfekte Tourenhose für Wintertouren

Wenn ich meine Wünsche an eine Hose äußern dürfte, wären es diese:

  • robuste Softshell als Obermaterial
  • Lüftungszipper an den Schenkeln
  • Beinabschluss mit Riegel oder integrierter Gamasche mit Schuhhaken
  • Beinenden verstärkt als Schutz vor den Stahlkanten der Ski
  • Hosenbund hoch genug, damit die Nieren auch beim Bücken nicht kalt werden
  • Hosenbundweite etwas verstellbar oder mit elastischem Gürtel
  • Beintaschen für Karte, Kompass und Schokoriegel (auf Gesäßtaschen würde ich verzichten können)
  • Verstärkter Gesäß- und Kniebereich, möglichst wasserabweisend
  • für Herren: Zipper zum Austreten (dann auch Unterwäsche mit Eingriff)
Ich habe Hosenträger an meiner Tourenhose, weil sie eher weit geschnitten ist (Foto: Lutz Grünke)
Ich habe Hosenträger an meiner Tourenhose, weil sie eher weit geschnitten ist

Guter Sitz und genügend Bewegungsfreiheit

Ein guter Sitz sorgt für eine bessere Blutzirkulation und so bleiben auch deine Füße länger warm. Achte also auf genügend Bewegungsfreiheit.

Bei mehreren Schichten ist es außerdem sinnvoll, dass nicht alle Bündchen direkt übereinander sitzen. Vielleicht lohnt sich auch ein Blick auf Latzhosen oder Hosenträger. Vor Jahren habe ich einmal ziemlich Juckreiz unter dem Hosengummi meiner Longjohn bekommen. Allerdings drückte direkt darauf auch der Bund der Tourenhose und der etwas zu schmale Pulkagurt aus einer Bundeswehrkoppel. Vielleicht hing es zusammen? Ich teste jedenfalls auch so etwas inzwischen vorher.

Zu weite Hosen neigen im Wind zum Flattern, gleichzeitig muss die Hose aber so weit sein, dass noch genügend Schichten darunter passen. Unten sollte die Hose lang genug sein, damit es nicht hereinzieht. Ich empfehle außerdem das Tragen von Gamaschen. Du wirst mutmaßlich trotzdem einige Hosenmodelle testen müssen, um das richtige Modell für dich zu finden.

Genügend Wärme am Bein

Eine Softshellhose reicht mir als Tourenhose für Wintertouren oft auch ohne weitere Schicht darunter. Ich könnte also sagen: „Beine sind nicht mein Problem.“ Allerdings ist meine Haglöfs Rugged Standard Pant auch eine dicke Softshellhose.

Wenn es doch einmal kälter wird, ziehe ich meist eine LIOD Gripp Longjohn aus Polypropylen unter. Diese führt Feuchtigkeit etwas schneller ab als Merino, wenn ich doch schwitze. Alternativ gibt es auch Netzunterwäsche von Brynje, Devold oder Aclima, die für ein gutes Mikroklima unter der Tourenhose sorgen. Merinounterwäsche ist selbstverständlich für dich vollkommen in Ordnung, wenn du eher wenig schwitzt.

Auch ein Blick auf Unterwäsche in halber oder dreiviertel Länge kann für dich sinnvoll sein. Es gibt zum Beispiel auch Boxershorts, die fast bis ans Knie reichen.

Sollte es richtig kalt werden, kann auch eine dickere Wollhose (400er-Stärke) als mittlere Schicht zusätzliche Wärme spenden. Damit das in Bewegung nötig wird, hat es aber sicher schon deutlich unter -20° Celsius.

Kunstfaser- oder Daunenhosen

Für Thermohosen am Abend oder in längeren Pausen bieten sich dickere Isolationen aus Daune oder Kunstfaser an. Du brauchst so etwas aber eher nicht für deine ersten Touren. Im Zweifel kann auch eine Wollfleecehose gute Dienste leisten. Oder du schlüpfst einfach immer früh in deinen Schlafsack und sparst dir das Gewicht.

Ich habe bei milderen Temperaturen nur eine Merino-Longjohn zum Unterziehen für den Abend dabei. Wenn es richtig kalt werden soll, ergänze ich doch meine simple Drei-Viertel-Shorts mit Wolle-Polyesther-Füllung. Es muss nicht immer die volle Beinlänge sein. Einer meiner Tourenpartner trägt sogar nur eine leichte kurze Isolierhose, damit das Gesäß warm bleibt. Schaue dir einmal die Pajak Ghost Shorts an. Und es müssen auch nicht immer Hosen sei. Auch ein Daunenrock ist grundsätzlich schnell anzulegen.

Kleiner Tipp: Die Überhose sollte eine Nummer größer ausfallen, damit du sie auch über deine Tourenhose bekommst. Und wenn du deine Isolierhose schnell überziehen willst, sollte sie über Reißverschlüsse an den Beinen verfügen.

Daunenhosen müssen im Vergleich zur Daunenjacke etwas weniger voluminös ausfallen. Ich würde dennoch mindestens nach 100 Gramm guter Gänsedaunenfüllung Ausschau halten. Das reicht meist für Skandinavien. Ein häufig gehörter Tipp ist die Flash Pants von Western Mountaineering. Durchgesteppte Nähte sind konstruktionsbedingt kühler als eine Boxkammerkonstruktion. Für aufwendige Konstruktionen braucht es aber auch mehr Daunenfüllung (~180 Gramm bei Größe XL).

Hardshell- oder Regenhose

Auch im Fjell kann es manchmal regnen oder zumindest nass werden. Deswegen gehört ein Nässeschutz mit ins Gepäck. Ich wähle dafür die leichte Berghaus Paclite Regenhose mit Reißverschluss an der Seite, da sie eben leicht ist und ich sie schnell überziehen kann.

Da ich grundsätzlich nur eine Tourenhose auf Wintertour dabeihabe, ist die Regenhose zusammen mit einer Leggins gleichzeitig mein Backup.

Eine Hardshellhose mit Membran wie etwa Gore-tex trage ich deswegen nicht, weil ich am Bein lieber eine richtige Hose aus festerem Stoff anhabe. Das Tragegefühl bei den meisten 3-Lagen-Hosen finde ich gewöhnungsbedürftig. Die Skitourengeher dieser Welt sehen das anders und tragen alle Hardshell-Skihosen. Du hast also selbst die Wahl. Entscheide dich nach deinen eigenen Wünschen.

Und was ist eigentlich mit Geruch im Winter?

Auf einer Wintertour hast du wenig Gelegenheit, dich zu waschen. Oft bleibt nur ein Feuchttuch. Deswegen hat sich Merinounterwäsche bewährt. Sie nimmt weniger Geruch an und die Wolle hat einen neutralisierenden Effekt. Trotzdem müffelt es ab einer Woche leicht von der Unterwäsche. Ich empfehle, das einfach zu akzeptieren und nur mit wirklich netten Menschen auf Tour zu gehen.

Sagt die eine Pobacke zur anderen: „Im Flur stinkt’s!“

Ich habe mir sagen lassen, dass Körpergeruch gegen Latzhosen als Tourenhose für Wintertouren spricht, da Latzhosen bauartbedingt manchmal einen Schwall Luft nach oben herausblasen. 😀 Vielleicht ist spätestens jetzt ein Hüttenaufenthalt einzuschieben, wo dann wenigstens eine Eimerwäsche möglich ist.

Was kostet eine Tourenhose für Wintertouren?

Je nach Hersteller wirst du mit 150 bis 250 Euro rechnen müssen.

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2 Gedanken zu „Tourenhose für Wintertouren“

  1. Hallo Malte, wie zufrieden bist du mit der Haglöfs Rugged Mountain Pant bei starkem Wind? Sie ist ja nicht explizit winddicht.
    Ich plane meine erste Wintertour in der Hardangervidda und bin auf der Suche nach einer Hose.
    Die Rugged Mountain Pant scheint lange Beine zu haben und ich könnte sie auch sonst beim Wandern anziehen. Deshalb finde ich sie interessant.
    Coole Seite übrigens. Hat mir schon viel geholfen. Danke!

    Antworten
    • Hallo Jonas, ja – ich bin sogar so zufrieden, dass es schon meine zweite ist. Aber: Ich gebe offen zu, dass ich bei Hosen wenig Überblick habe, was alles so geht. Die Empfehlung dieser einen Hose ist kein Argument gegen andere. Da gibt es sicher einige Modelle. Du hast ja schon die richtigen Dinge (Beinlänge, winddicht) im Blick. Ich mag da so eine mitteldicke Softshell lieber als eine Hardshell, da sie für mich atmungsaktiver ist und ich länger ohne lange Unterhose auskomme. Die Bundhöhe ist noch interessant, aber halt bauchabhängig. Die Haglöfs ist mir ab 10 Grad auf jeden Fall zu warm. Da reicht mir eine normale Mischgewebe Hose.
      Viele Grüße und viel Spaß in der Vidda
      Malte

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