Tourenhose für Wintertouren

Bei meiner Tourenhose für Wintertouren achte ich auf winddichte robuste Stoffe und die Möglichkeit, die verschiedenen Schichten zu kombinieren.
Bei meiner Tourenhose für Wintertouren achte ich auf winddichte robuste Stoffe und die Möglichkeit, die verschiedenen Schichten zu kombinieren. (Foto: Malte Hübner)

Wenn ich ehrlich bin, habe ich mir über meine Tourenhose für Wintertouren in Skandinavien erst ziemlich spät genauere Gedanken gemacht. Wichtiger waren mir zuerst eine passende Jacke und warme Füße. Auf meinen ersten Touren war ich daher mit einer normalen Outdoorhose aus Mischgewebe unterwegs, was zusammen mit einer Merinoleggins ausreichend warm, aber sehr nässeempfindlich war. Inzwischen habe ich aber auch meine Hosenwahl etwas optimiert und stelle dir hier meine Erfahrung zur Verfügung.

Zwiebelprinzip auch bei der Hose für Wintertouren

Wie inzwischen allgemein bekannt, ist das Zwiebelprinzip oft die bessere Wahl als eine einzelne warme Hose. In Bewegung reichen dir weniger Schichten als abends im Lager. Es ist also von Vorteil, wenn du verschiedene Schichten kombinierst. So kannst du deine Kleidung der Temperatur und deiner Aktivität anpassen. Das gilt natürlich nicht nur für die Hose. Zum Weiterlesen findest du daher auch meine Gedanken zu einem winteroptimierten Zwiebelprinzip.

Schichten richtig kombinieren

Die äußere Schicht hat die wichtigste Bedeutung und soll vor allem den kalten Wind abhalten und schnell trocknen. Fluffige Fleecehosen sind also eher ungeeignet, stattdessen bieten sich winddichte Stoffe aus wasserabweisender Softshell an. Gleichzeitig sollte der Stoff ausreichend robust sein, um auch mal den Kontakt mit einem Stahlkantenski oder Felsen auszuhalten. Mischgewebe mit Baumwolle saugen sich bei Feuchtigkeit schneller voll, sind also nur für trockene kalte Temperaturen geeignet. Komplett wasserdichte Stoffe finde ich wiederum nicht ganz so angenehm vom Tragegefühl.

Die innere Schicht ist klassischerweise eine lange Merinounterhose. Je nach Temperatur lasse ich diese aber auch weg. Bis etwa -10° Celsius ist mir eine zusätzliche Leggins in Bewegung einfach zu warm, außer es ist sehr windig. Leider muss man diese Entscheidung in der Regel schon morgens für den ganzen Tag treffen oder sich kompliziert umziehen.

Die unterste Schicht wird deine Unterhose sein. Aus leidvoller Erfahrung rate ich zu einem erprobten Modell mit dem du dir ganz sicher keinen „Wolf“ läufst (schmerzvolles Wundscheuern der Innenseite der Schenkel). Ob kurz oder lang überlasse ich deinem Geschmack. Ich trage meine Boxershorts mittellang, so sind die Schenkel etwas wärmer.

Weitere Schichten können eine zusätzliche Wollhose  (400g-Stärke) als Midlayer oder eine warme Überhose als Isolierschicht für die Pausen sein. Auch eine Hardshell gehört ins Gepäck, denn es kann manchmal tatsächlich auch im winterlichen Fjell regnen.

Grundsätzlich gilt, dass verschiedene Kombinationsmöglichkeiten mehr Variabilität schaffen. Wenn du abends im Zelt mit Kunstfaser-Leggins oder Wollhose noch deine Hardshell überziehst, sparst du eventuell eine zusätzliche Isolierhose und bleibst trotzdem warm und flexibel.

Wünsche an die perfekte Tourenhose für Wintertouren

Wenn ich meine Wünsche an eine Hose äußern dürfte, dann wären es diese:

  • robuste Softshell als Obermaterial
  • Lüftungszipper an den Schenkeln
  • Beinabschluss mit Riegel oder integrierter Gamasche mit Schuhhaken
  • Beinenden verstärkt als Schutz vor den Stahlkanten der Ski
  • Hosenbund hoch genug, damit die Nieren auch beim Bücken nicht kalt werden
  • Hosenbundweite etwas verstellbar oder mit elastischem Gürtel
  • Beintaschen für Karte, Kompass und Schokoriegel (auf Gesäßtaschen würde ich verzichten können)
  • Verstärkter Gesäß- und Kniebereich, möglichst wasserabweisend
  • kurzer Zipper zum Austreten (dann auch Unterwäsche mit Eingriff)

Guter Sitz und genügend Bewegungsfreiheit

Ein guter Sitz sorgt für eine bessere Blutzirkulation und so bleiben auch deine Füße länger warm. Achte also auf genügend Bewegungsfreiheit.

Bei mehreren Schichten ist es außerdem sinnvoll, dass nicht alle Bündchen direkt übereinandersitzen. Vielleicht lohnt sich auch ein Blick auf Latzhosen oder Hosenträger. Vor Jahren habe ich einmal ziemlich Juckreiz unter dem Hosengummi eine Longjohn bekommen. Allerdings drückte direkt darauf auch der etwas zu schmale Pulkagurt aus einer Bundeswehrkoppel. Vielleicht hing es zusammen? Ich teste jedenfalls auch so etwas inzwischen vorher.

Zu weite Hosen neigen im Wind zum Flattern, gleichzeitig muss die Hose aber so weit sein, dass noch genügend Schichten darunter passen. Unten sollte die Hose lang genug sein, damit es nicht reinzieht. Ich empfehle aber dennoch das Tragen von Gamaschen. Du wirst mutmaßlich trotzdem einige Hosenmodelle testen müssen, um das richtige Modell für dich zu finden.

Genügend Wärme am Bein

Eine Softshellhose reicht mir als Tourenhose auf Wintertouren oft auch ohne weitere Schicht darunter. Ich könnte also sagen: „Beine sind nicht mein Problem.“ Allerdings ist eine Haglöfs Rugged Standard Pant auch eine dicke Softshellhose.

Wenn es doch einmal kälter wird, ziehe ich mir eine LIOD Gripp Longjohn aus Polypropylen unter. Diese trocknet etwas schneller als Merino, wenn ich doch schwitze. Und leider schwitze ich schnell. Alternativ gibt es auch Netzunterwäsche z. B. von Brynje, Devold oder Aclima, die ich gerne als Oberteil trage, an den Beinen bisher aber noch nicht genutzt habe. So viel schwitze ich dann doch wieder nicht. Merinounterwäsche ist natürlich für dich vollkommen in Ordnung, wenn du eher wenig schwitzt.

Auch ein Blick auf Unterwäsche in halber oder dreiviertel Länge kann für dich sinnvoll sein. Es gibt zum Beispiel auch Boxershorts, die fast bis ans Knie reichen.

Sollte es richtig kalt werden, kann auch eine dickere Wollhose als mittlere Schicht zusätzliche Wärme spenden. Damit das in Bewegung nötig wird, hat es aber sicher schon deutlich unter -20° Celsius.

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Kunstfaser- oder Daunenhosen

Für Thermohosen am Abend oder in längeren Pausen bieten sich dickere Isolationen aus Daune oder Kunstfaser an. Im Zweifel kann auch eine Wollfleecehose gute Dienste leisten. Oder du schlüpfst einfach immer früh in deinen Schlafsack und sparst dir das Gewicht. Ich habe bei milderen Temperaturen nur eine zusätzliche Merino-Longjohn dabei. Wenn es richtig kalt werden soll, wähle ich meine Marmot Flurry Pants mit PrimaLoft-Füllung. Die war einfach irgendwann mal günstig zu haben.

Wenn du deine Isolierhose schnell überziehen können willst, dann sollte sie über durchgehende Reißverschlüsse an den Beinen verfügen. Es muss auch nicht immer die volle Beinlänge sein. Einer meiner Tourenpartner trägt immer eine kurze Isolierhose, damit das Gesäß warm bleibt. Vielleicht reicht dir das? Dann schaue dir mal die Pajak Ghost Shorts an. Es gibt aber natürlich auch andere Hersteller. Und es müssen auch nicht immer Hosen sei. Auch ein Daunenrock ist grundsätzlich schnell anzulegen.

Daunenhosen müssen im Vergleich etwas weniger dick sein als die Daunenjacke. Ich würde dennoch mindestens nach 100 Gramm guter Gänsedaunenfüllung Ausschau halten. Das reicht meist schon für Skandinavien. Ein häufig gehörter Tipp ist die Flash Pants von Western Mountaineering. Durchgesteppte Nähte sind natürlich kühler als eine Boxkammerkonstruktion. Für aufwendige Konstruktionen braucht es aber auch mehr Daunenfüllung (~180 Gramm bei Größe XL).

Bedenke: Die Überhose muss oft eine Nummer größer ausfallen, damit du sie auch über deine Tourenhose bekommst.

Hardshell- oder Regenhose

Auch im Fjell kann es manchmal regnen. Deswegen gehört ein Nässeschutz mit ins Gepäck. Ich wähle dafür die leichte Marmot Precip Eco Full Zip Pants mit durchgehenden Reißverschluss, da sie eben leicht ist und ich sie schnell überziehen kann.

Eine Hardshellhose mit Membran wie etwa Goretex trage ich deswegen nicht, weil ich am Bein lieber eine richtige Hose anhabe. Auch das Tragegefühl bei den meisten 3-Lagen-Hosen finde ich gewöhnungsbedürftig. Die Skitourengeher dieser Welt werden das sicher anders sehen. Entscheide du nach deinen eigenen Wünschen.

Da ich grundsätzlich nur eine Tourenhose auf Wintertour dabeihabe, ist die Regenhose zusammen mit einer Leggins gleichzeitig mein Backup.

Und was ist eigentlich mit Geruch im Winter?

Sagt die eine Pobacke zur anderen: „Im Flur stinkt’s!“

Auf einer Wintertour hast du wenig Gelegenheit, dich zu waschen. Oft bleibt nur ein Feuchttuch. Deswegen hat sich Merinounterwäsche bewährt. Sie nimmt weniger Geruch an und die Wolle hat einen neutralisierenden Effekt. Trotzdem müffelt es ab einer Woche, egal ob von den Linersocken oder der Unterwäsche. Ich empfehle, das einfach zu akzeptieren und nur mit wirklich netten Menschen auf Tour zu gehen.

Ich habe mir sagen lassen, dass dieses Argument gegen Latzhosen als Tourenhose für Wintertouren spricht, da Latzhosen bauartbedingt manchmal einen Schwall Luft nach oben herausblasen. 😀 Vielleicht ist spätestens jetzt ein Hüttenaufenthalt einzuschieben, wo dann wenigstens eine Eimerwäsche möglich ist.

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2 Kommentare zu „Tourenhose für Wintertouren

  1. Hallo Malte, wie zufrieden bist du mit der Haglöfs Rugged Mountain Pant bei starkem Wind? Sie ist ja nicht explizit winddicht.
    Ich plane meine erste Wintertour in der Hardangervidda und bin auf der Suche nach einer Hose.
    Die Rugged Mountain Pant scheint lange Beine zu haben und ich könnte sie auch sonst beim Wandern anziehen. Deshalb finde ich sie interessant.
    Coole Seite übrigens. Hat mir schon viel geholfen. Danke!

    1. Hallo Jonas, ja – ich bin sogar so zufrieden, dass es schon meine zweite ist. Aber: Ich gebe offen zu, dass ich bei Hosen wenig Überblick habe, was alles so geht. Die Empfehlung dieser einen Hose ist kein Argument gegen andere. Da gibt es sicher einige Modelle. Du hast ja schon die richtigen Dinge (Beinlänge, winddicht) im Blick. Ich mag da so eine mitteldicke Softshell lieber als eine Hardshell, da sie für mich atmungsaktiver ist und ich länger ohne lange Unterhose auskomme. Die Bundhöhe ist noch interessant, aber halt bauchabhängig. Die Haglöfs ist mir ab 10 Grad auf jeden Fall zu warm. Da reicht mir eine normale Mischgewebe Hose.
      Viele Grüße und viel Spaß in der Vidda
      Malte

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