Wenn du schon deine ersten Wintertouren mit Pulka hinter dir hast, wirst du den großen Stauraum zu schätzen gelernt haben. Im Vergleich zu einem großen Rucksack hast du damit einfach noch ein paar Reserven für etwas mehr Komfort. Es gibt dazu aus meiner Erfahrung noch einige Ergänzungen, die deine Reise mit der Pulka angenehmer machen können. Hier meine Tipps für sinnvolles Pulka Zubehör:
Inhaltsverzeichnis
1. Dein „Polarbett“ immer griffbereit
Ein Polar Bedding Bag oder auch Arctic Bedding Bag kann für den schnellen Auf- und Abbau gute Dienste leisten. In dieser Tasche werden die Isomatte(n) und der Schlafsack während der Tour verstaut. Dabei liegen diese ausgebreitet übereinander, sodass der Schlafsack seinen Loft weitestgehend behält. Der Bedding Bag kann dann schnell oben von der Pulka genommen und ins Zelt geworfen werden. Zum Schluss musst du nur noch den Zipper öffnen und sofort ist alles einsatzbereit. Der Titel verspricht ja: Komfort für die Pulka. 😉
Der Vorteil liegt damit auf der Hand. Das Bett ist auch in Gefahrensituationen schnell aufgebaut, Luftmatten können aufgeblasen bleiben und der Abbau am Morgen geht ebenfalls schneller. Zusätzlich schützt der geschlossene Bedding Bag beim Kochen im Zelt vor Kondensation am empfindlichen Daunensack.
Der Nachteil ist seine Größe. In der Regel hat ein Bedding Bag die Maße von etwa 190 x 60 x 15 cm. Immerhin muss dein gesamtes Schlafsetup hinein. Ein Winterschlafsack, eine dicke Evazote und eine Neoair sind nun nicht gerade klein. Dadurch wird die Pulka windanfälliger und alles sollte gut festgezurrt werden. Ein Bedding Bag hat meist Schlaufen zur Befestigung und ist stark wasserabweisend.
Da er oben auf die Pulka geschnallt wird, ist der zweite Nachteil, dass du nicht mehr ohne weiteres an deine Ausrüstung kommst, weil die Tasche alles abdeckt (siehe Tipp 6). Zudem hängt der Bedding Bag schnell vorne und hinten etwas herunter. Bei einer Pulka mit 155 cm Länge geht es aber sehr gut. Zwei verbreitete Modelle sind der RAB Polar Bedding Bag und der Piteraq Arctic Bedding Bag. Sie sind sehr ähnlich, das Modell von Piteraq ist etwas robuster und gibt es Norwegen fast überall, aber ich kenne keinen Shop in Deutschland. Der von RAB scheint Stand 2024 im Abverkauf zu sein. Alternativ gibt es ein schwergewichtiges Modell von Fjellpulken, mit Sitzfunktion sogar noch hochpreisiger.
Zwei Bedding Bags von Piteraq kannst du bei mir mit den Pulkas leihen.
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2. Mehr Ordnung mit farbigen Stausäcken
Auf einer Tour hat uns der Arbeitgeber eines Tourpartners freundlicherweise mit dunkelblauen Packsäcken unterstützt. Also haben wir alles in unseren Pulkas in vielen dieser Säcke verstaut und sie dann auch abends mit ins Zelt genommen. Was für ein Spaß!
Schon bei hellem Licht ließ sich von außen nicht mehr erkennen, was in welchem Beutel war. Im Halbdunkel war es eine Katastrophe. Man hatte nie den Beutel, den man gerade suchte, wenn es denn überhaupt der eigene war.
Ich empfehle dir daher verschiedenfarbige Packsäcke für die Unterteilung des Materials in deiner Pulka. Ein Vorschlag ist folgende Aufteilung:
- für die täglichen Klamotten, die mit ins Zelt kommen (jeder Tourpartner eine andere Farbe?)
- zusätzliche Handschuhe und Mützen, falls es kälter wird oder als Backup
- Reserve der sonstigen Kleidung
- Lebensmittel in Tagesrationen jeweils in Ziplockbeutel
- Super sicher davon getrennt: Benzin
- Technik und Batterien
- Kulturtasche und Hygiene
- Werkzeug und Ersatzteile
- Küche und Kocher (evtl. auch in einer kleinen Kiste)
- Müllsack
Damit sind alle Dinge gut geschützt und schnell zu finden.
3. Bequeme Anreise mit der Pulka
Egal ob du mit einem Pulka Selbstbau oder einem professionellen Modell anreist, fast immer musst du deine Pulka noch ein Stück bis zum Einsatzort tragen. Ich bin bisher öfter mit Zug und Fernbus zu meinen Touren gefahren. Da waren also längere Wege auf Asphalt und Bahnsteigen unumgänglich. Zwar gibt es extra Transporttaschen für Pulkas, aber wohin dann mit ihrem Inhalt? Ein kleines Rollbrett unter der gepackten Pulka schafft hier deutlich mehr Komfort.
Als Material für den Selbstbau benötigst du eine Siebdruckplatte, zwei nicht zu schwere Schwerlastrollen und einen einfachen Spanngurt.
Zuerst sägst du dir aus der Siebdruckplatte (im Baumarkt oft günstig in der „Verschnittkiste“) einen Streifen, der breit genug ist, dass die Kufen deiner Pulka darauf passen. Das werden etwa 30-35 cm sein. In der Längsrichtung zur Pulka solltest du ihn nicht zu schmal wählen, weil er sonst bei Unebenheiten umklappen kann. Etwa 10 cm haben sich bei mir bewährt.
Auf die Platte legst du nun der Breite nach den Spanngurt und schraubst darüber an jeder Seite eine der Rollen fest. Nun kannst du dein Rollbrett unter das Ende deiner Pulka schieben, zurrst den Gurt oben über die Pulka fest und kannst dein Gepäck anschließend wie einen Rollkoffer ziehen.
Für mehrere Umstiege bei der Zugreise habe ich sogar ein zweites Rollbrett mit einer lenkbaren Rolle in der Mitte. Dieses kommt vorne unter die Pulka und wird auf gleiche Weise befestigt. So folgt dir dein Gepäck an einem kleinen Seil auf dem Fuße. Bei einem langen Umstieg in Oslo lernt man damit auch viele Norweger kennen. Sie waren alle beeindruckt von der Idee. Diese kommt zwar nicht von mir selbst, aber ich gebe sie gerne weiter.
Noch ein paar Tipps:
- Wähle die Dimensionen der Rollen nicht zu groß. Auf der Tour liegen die Rollbretter schließlich ungenutzt in der Pulka.
- Wähle die Rollen nicht zu klein bzw. achte auf genug Abstand zwischen der Rolle und der Montageplatte, da sich sonst Rollsplitt dazwischen verhaken und die Räder blockieren kann. Bockrollen mit einem Finger Abstand sind ideal.
- Schraube zwei kleine Leisten im Innenabstand deiner Kufen auf das Rollbrett, um das seitliche Verrutschen noch besser zu verhindern.
- Verrutscht dein Rollbrett auch in der Längsrichtung, kann ein zweiter Spanngurt am Brett befestigt werden, welcher dann vorne und hinten durch die Griffe der Pulka führt.
- Wenn du es deutlich leichter brauchst und nur am Flughafen umsteigen willst, dann kannst du die Rollen direkt an die Pulka schrauben.
4. Schneller Aufbau dank Zeltsack
Der Zeltaufbau und -abbau nimmt bei der täglichen Routine vergleichsweise eine Menge Zeit ein. Das Setzen der Schneeheringe oder Schneeanker dauert zwar am längsten, aber auch das Zusammenstecken und Teilen der Zeltstangen, das Einfädeln in den Gestängekanal usw. brauchen etwas Zeit.
Hier hilft ein Zeltsack für die Pulka. Dabei handelt es sich um einen etwa 170-200 cm langen, aber schmalen Packsack, in den das Zelt beim Transport kommt. Das Gestänge wird dafür an fast allen Verbindungsstücken mit Tape verklebt, damit es nicht versehentlich auseinanderrutscht. Anschließend ist es nur noch an einer oder zwei Stellen teilbar. Beachte dafür einfach, dass dein Gestänge zerlegt noch geradeso in den Sack passt, um nichts zu verlieren.
Beim Abbau wird das Gestänge nur halb aus den Kanälen gezogen und einmal über das Zelt gelegt. Anschließend wird das Zelt direkt als lange Rolle aufgerollt und in den Zeltsack geschoben. Dieser wird oben auf die Pulka geschnallt. Dadurch lässt sich das Zelt später schneller aufbauen und du sparst im Wind wertvolle Zeit.
Hilleberg führt seinen Zeltsack unter dem Begriff Sled Sack und Helsport hat ihn als Tent Bag. Selber nähen ist aber auch hier günstiger und nicht wirklich schwer.
5. Pulkabremse dank Bremsseil
Bergauf wird dir deine Pulka zwar schwer genug sein, aber bergab kann sie von hinten ganz schön schieben. Nimmst du mit deinem Gespann erst einmal Fahrt auf, wird es auch schwieriger, die Fahrt zu kontrollieren.
Mit einer Pulkabremse rauscht die Pulka nicht ganz so schnell bergab. Dafür wird ein kurzes Seil vorne an beiden Seiten der Deichsel befestigt, sodass es als Schlaufe bis unter die Pulka hängt. Schon ein 8 mm dickes Seil mit einigen Knoten bremst die Pulka um einiges ab. In der Ebene bindest du das Seil dann wieder hoch. Denk auf jeden Fall an den letzten Schritt! Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass es sonst sehr mühsam wird. 😉
Übrigens: Wer den Trick mit zwei Rollbrettern von oben übernimmt, hat mit dem Bremsseil auch gleich ein Zugseil für das Pulka-Wägelchen.
6. Leichter Tagesrucksack in der Pulka
Ein leichter Rucksack mit 45-60 Litern Volumen wiegt etwa ein Kilogramm und kann in schwierigen Passagen etwas Gewicht aus der Pulka auf deinen Rücken bringen. Oder du hast tagsüber deinen Proviant, deine Thermosflasche und die Daunenjacke darin. Dann musst du unterwegs gar nicht mehr an die Pulka. Das ist besonders dann wichtig, wenn du ein Arctic Bedding oben auf der Pulka hast. Auch für einfache Ausflüge ohne Pulka ist so ein Rucksack wichtig, weil du immer etwas Sicherheitsausrüstung mitnehmen musst, wenn du das Zelt verlässt. Ein Nachteil beim Tragen eines Rucksacks kann dafür immer sein, dass du darunter schwitzt.
Welche Tipps hast du zu mehr Komfort für die Pulka?
Welche kleinen Ideen und hilfreichen Tricks hast du für dich entdeckt? Was hast du für weitere Tipps für mehr Komfort mit der Pulka? Ich nehme sie hier gerne mit auf. Lasst uns das Wissen teilen.
Zum Weiterlesen findest du eine Liste mit allgemeinen Lifehacks für Wintertouren.
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Tolle Idee mit dem selbst gebauten Rollbrett. Mangels Zeit für Selbstbau habe ich dieses Jahr zu meinem klappbaren Eckla-Bootswagen gegriffen. Nächstes Jahr kommt das Rollbrett, um Gewicht und Platz zu sparen.