Pulka Selbstbau mit Gestänge und Packsack

Wie genial ist bitte der Name Acapulka für einen Pulkahersteller? Das macht ihn doch gleich noch sympathischer. Andererseits lässt es deren hochwertige Pulkas nicht günstiger werden. Und es braucht nicht gleich eine Investition von 1000 Euro und mehr, um mit Pulka auf Wintertour zu gehen. In diesem Beitrag möchte ich dir daher meinen Pulka Selbstbau aus einem Paris Expedition Sled vorstellen. Besonders wichtig war mir dabei Einfachheit.

Inhaltsverzeichnis

KISS-Prinzip

Keep it simple and stupid! Mach es so einfach wie möglich! Was nicht kaputtgehen kann, geht auch nicht kaputt. Und wenn es doch kaputtgeht, gibt es Redundanz. Oder du kannst es unterwegs mit einfachen Mitteln reparieren. Das ist die Idee des KISS-Prinzips. Ich habe beim Umbau versucht, mich oft und viel an dieses Prinzip zu halten und schon bei der Recherche darauf geachtet, keine komplizierten Ideen zu übernehmen. Am besten hat mir dabei ein bestimmtes Gestänge gefallen, aber dazu später mehr. Zuerst braucht es ja noch einen angemessenen Namen für meinen Pulka Selbstbau!? Acapulka ist vergeben, Winterfjellpulken wäre billig kopiert … sagen wir: „Mea Pulka!“

Die Grundlage: Paris Expedition Sled 960

Bei der Paris Wanne handelt es sich um eine schlichte, orange oder weiße Kunststoffwanne (PE) von 150 cm Länge und 50 cm Breite. In Deutschland bekommst du sie fast nur im Onlinehandel und musst dafür 50-80 Euro einplanen. Die genaue Bezeichnung lautet „Paris – the Expedition Sled 960″, aber eigentlich sagen immer nur alle „Paris Pulka“ dazu.

Die Paris Pulkas sind wegen ihres Preises und ihrer Einfachheit auf der ganzen Welt beliebt und ich habe kein anderes Pulkamodell häufiger gesehen. Der Orangeton scheint sich je nach Produktionslauf aber etwas zu unterscheiden. Meine etwas ältere ist z. B. satt orange, die meiner Tourpartner eher „augenkrebs-neon-orange“. Wen das stört, muss nach der weißen Paris Pulka suchen und meist aus dem Ausland bestellen. Eine Alternative zu diesen Farben liefern der blaue Aiguille Snowsled oder der schwarze Fjellpulken Transporter 155, die aber beide auch mehr kosten.

Letztendlich könntest du mit dem Paris Expedition Sled allein schon auf Tour gehen. Du bindest einfach einen großen Packsack oben auf diesen Lastenschlitten und ziehst sie mit einem Seil, welches du wiederum an deinen Tagesrucksack hängst. Das wäre zwar das reine KISS-Prinzip, weil nichts Zusätzliches kaputtgehen kann, hätte aber auch einige Nachteile.

Vor- und Nachteile der Paris Pulka

Die größten Vorteile der Paris Pulka sind ihr günstiger Preis und die einfache Konstruktion. Sie ist damit der Favorit für den Pulka Selbstbau. Allerdings musst du eben selbst ein wenig basteln, wenn du die volle Funktionalität erreichen willst. Schauen wir mal genauer hin, was sie von den großen Pulken unterscheidet:

Vorteile

  • günstiger Anschaffungspreis
  • PE ist auch bei Kälte sehr robust (der Paris Sled hat z. B. schon Grönland mit Kite in Höchstgeschwindigkeit überquert)
  • einfache Konstruktion
  • leichter als eine GFK-Pulka

Nachteile

  • am Hang weniger kippstabil, da sie keine ausgeprägten Kufen hat
  • läuft nicht in der Skispur, sondern schwimmt eher in der Fläche auf
  • dadurch auch etwas weniger spurtreu
  • nur in Einheitsgröße lieferbar
  • keine Tasche, bzw. kein Verdeck vorhanden
  • somit Bastelarbeit nötig, um das Optimum aus der Paris Pulka herauszuholen

Es finden sich damit einige Nachteile, vor allem der verbesserungswürdige Geradeauslauf. Ich muss im Vergleich zu meinem Modell von Acapulka inzwischen sagen, dass diese Nachteile auf vielen Touren kaum ins Gewicht fallen und der zehnfach so hohe Preis einer Acapulka nicht grundsätzlich zehnmal mehr Vorteile bringt. Einzig der Platz in der Paris Pulka ist wirklich begrenzt.

Ob der vielfache Preis für eine Acapulka im Vergleich zur Paris Pulka gerechtfertigt ist, musst du selbst entscheiden (Foto: Malte Hübner)
Ob der vielfache Preis für eine Acapulka im Vergleich zur Paris Pulka gerechtfertigt ist, musst du selbst entscheiden

Solange es flach über die Ebene geht, ist ein Zugseil noch ausreichend und spart eine Menge Gewicht. Die Pulka gleitet dann einigermaßen hinterher, auch wenn nicht unbedingt in der Skispur. Sobald es aber etwas auf und ab geht, fährt dir deine Pulka mit Zugseil schnell in die Hacken oder überholt dich bergab an ungünstigen Stellen. Hier hat ein Gestänge Vorteile, weil die Pulka dir immer im gleichen Abstand folgt und deutlich spurtreuer wird. Der Kauf eines fertigen Gestänges übersteigt den Kaufpreis des Paris Expedition Sleds leider um ein Vielfaches. Deswegen habe ich auch hier gebastelt. Als Vorlage hatte ich den Pulka Eigenbau von barleybreeder.

Bastelarbeit: Das Gestänge

Wichtigste Bedingung war für mich eine starre Konstruktion, um die Pulka gut kontrollieren zu können und den Geradeauslauf zu verbessern. Daher fiel meine Entscheidung auf eine Konstruktion überwiegend aus Alurohr mit eingezogenem Stahlseil. Alurohr ist leichter als Stahlrohr, wenn auch weniger robust.

Die leichteren Alternativen wären nur Bambus, Carbonrohr oder eben ein Zugseil. Bambus wäre spannend und ich hätte Lust auf einen weiteren Pulka Selbstbau damit, allerdings wäre das Gestänge nicht teilbar. Carbon kann ich nicht gut genug bearbeiten und hätte es aufwendig besorgen müssen. Das Zugseil fiel wegen der fehlenden Kontrolle über die Pulka weg.

Das untere U am Gestänge bildet die Deichsel. Diese ist aus Edelstahlrohr, da sie robuster sein muss als der Rest des Gestänges. Die beiden Biegungen habe ich bei einem Schlosser mit Biege-Boy machen lassen. Aluminium hätte man bestimmt mit feinem Vogelsand ausstopfen und über eine Holzschablone biegen können. Bei Stahl habe ich mir das aber nicht zugetraut.

Der nächste wichtige Punkt war, dass mein Gestänge für die Reise teilbar oder klappbar sein sollte. Im Fernbus oder Zug erleichtert das den Transport ungemein.

Das Gestänge muss lang genug sein, dass du in der Abstoßbewegung mit dem Ski nicht gegen die Pulka kommst, aber wiederum nicht zu lang, da Länge Wendigkeit kostet. Mindestlänge wären also 200 cm, für größere Menschen sogar besser 220 cm.

Zum Schluss kommt noch die Besonderheit dieser Bauweise: Eigentlich ziehe ich nicht über das Gestänge, sondern nur über ein Drahtstahlseil im Inneren des Rohres. Somit käme ich auch bei Gestängebruch weiter (KISS-Prinzip). Durch die Alurohre wirkt die Kraft der schiebenden Pulka bergab jedoch auf das Gestänge. So läuft die Pulka nicht auf.

Verbindung von Gestänge und Pulka mittels Spanngurt (Foto: Malte Hübner)
Verbindung von Gestänge und Pulka mittels Spanngurt

Befestigung an der Pulka

Das Gestänge wird an der Pulka mittels zweier kurzer Spanngurte befestigt. Diese fädelst du durch die jeweils 2 vorhandenen Löcher auf jeder Seite der Pulka und um das Gestänge. Damit ist die Verbindung nicht zu starr, erlaubt aber gleichzeitig eine gute Führung des Schlittens. Ein oder zwei Ersatzgurte können sehr sinnvoll sein. Andere Befestigungen erschienen mir zu empfindlich oder aufwendig.

Die Verbindung sollte auf keinen Fall zu starr werden, da sich damit die Wahrscheinlichkeit für einen Gestängebruch erhöht.

Gestänge im Detail

Als Werkzeug brauchst du eine Standbohrmaschine mit guten Metallbohrern, eine Metallfeile zum Entgraten und eine Metallsäge. Schraubendreher und Maulschlüssel wird wohl jeder zur Hand haben.

Als Material benötigst du:

  • 4 Alurohre (1000 x 20 x 2 mm) aus dem Fachhandel, weil Baumarktrohre oft nur 1 mm Wandstärke haben
  • 2 Edelstahlrohre (1000 x 15 x 2 mm), möglichst V2A Rohr
  • 2 Kauschen, die in das Alurohr passen
  • 4 Seilklemmen, die in das Alurohr passen
  • 6 m Drahtstahlseil mit 2 mm Durchmesser
  • 2 x 2 Kettenglieder
  • 2 Karabiner, die NICHT in das Alurohr passen
  • 6 Schlossschrauben mit 5 mm Durchmesser und passenden Muttern
  • 2 Federsplinte zum Sichern des teilbaren Gestänges
  • 30 cm Reepschnur und ein Holzknebel

Beim Rohrdurchmesser musst du beachten, dass der Innendurchmesser des Alurohres (hier 16 mm) etwas Luft zum Außendurchmesser des Edelstahlrohres (hier 15 mm) lässt. Wären die beiden Durchmesser identisch, ließen sich die Rohre nicht mehr ineinander stecken.

Für die Deichsel benötigst du das erste Edelstahlrohr. Die Verbindungsstücke für das teilbare Alurohr werden aus jeweils 200 mm vom zweiten Edelstahlrohr gefertigt.

Das Gewicht der Konstruktion liegt bei ca. 1700 Gramm

Der Zusammenbau

  1. Das Edelstahlrohr für die Deichsel biegst du symmetrisch zu einem U und zwar so, dass du unten etwa auf Pulkabreite kommst. Du kannst dich aber auch an deiner Hüftbreite (Plus Klamotten, Zuggurt!) orientieren.
  2. Stecke nun auf beide Schenkel ein Alurohr und bohre durch beide Rohre auf beiden Seiten 2x hindurch.
  3. Nun kannst du die Deichsel mit dem Zugrohr mittels der Schlossschrauben verbinden.
  4. Säge nun zwei 200 mm lange Stücke vom zweiten Edelstahlrohr und stecke sie jeweils zur Hälfe in das obere Ende des bereits befestigten Alurohres.
  5. Bohre auch hier wieder auf beiden Seiten jeweils 1x durch beide Rohre und verbinde sie mit den Schlossschrauben.
  6. Jetzt steckst du auf beiden Seiten die weiteren Alurohre auf das Verbindungsstück und bohrst erneut ein Loch. Dort wird der Federsplint durchgesteckt.
  7. Gegebenenfalls kannst du das obere Alurohr noch etwas kürzen. Das geht aber auch später noch.
  8. Nun fädelst du durch die gesamte Konstruktion das Drahtseil und befestigst an einem Ende die Einhängung.
  9. Die Einhängung ist so aufgebaut: Die Kettenglieder werden in die Kausche eingehängt. Die Kausche wird in die Drahtseilöse gelegt und mit zwei Seilklemmen fixiert. Nachher wirken hier schließlich große Kräfte. In das äußerste Kettenglied wird der Karabiner eingehängt. So wird das Drahtseil vor Scheuerstellen geschützt.
  10. Auf der anderen Seite verfährst du genauso, jedoch mit einer kleinen Besonderheit: Die Kausche wird so tief in das Drahtseil eingehängt, dass bei zusammengestecktem Gestänge nur das äußerste Stück vom Kettenglied aus dem Rohr schaut. Um das Gestänge teilen zu können, solltest du zusätzlich in die Kausche ein Stück Reepschnur einhängen, welches du am anderen Ende mit einem Holzknebel sicherst.
Stahlseil, Seilklemmen, Kausche, Kettenglieder, Karabiner (Foto: Malte Hübner)
Stahlseil, Seilklemmen, Kausche, Kettenglieder, Karabiner

Gestänge teilen und verbinden

Willst du das Gestänge nun teilen, ziehst du beide Federsplinte hinaus und entfernst den Karabiner auf der Seite mit der Rückholschnur. Jetzt kannst du erst eine Seite und dann die andere Seite vom Verbindungsstück abziehen und nach hinten umklappen. Der Knebel verhindert, dass die Rückholschnur im Gestänge verschwindet.

Für den Zusammenbau steckst du erst die eine Seite auf das Verbindungsstück und dann die anderen. Anschließend ziehst du mit der Rückholschnur das Kettenglied wieder bis an das Rohrende und hängst den Karabiner ein.

Auch wenn dieser Zusammenbau ohne Werkzeug möglich ist, empfehle ich dir immer ein Werkzeug-Set mit auf Wintertour zu nehmen, in dem sich auch ein paar Ersatzteile finden.

Zuggurt oder Zuggeschirr

Der Zuggurt soll die Last der Pulka gut auf den Körper übertragen. Zu Beginn hatte ich auf meinen Touren ein Koppeltragegestell der Bundeswehr. Daran hatte ich mir Ösen genäht und es etwas gepolstert. Das ist günstig und reicht für erste Versuche. Der Tec Harness von Tatonka taugte ebenfalls, scheint aber vergriffen. Inzwischen habe ich mir einen gut gepolsterten Hüftgurt zugelegt, weil er etwas mehr Komfort bietet. Auch aus einem Hüftgurt eines ausgedienten Rucksacks könntest du dir günstig etwas nähen. Die hochwertigen Gurte von Acapulka und Fjellpullken kosten wieder viel Geld. Wenn du mehr erfahren willst, findest du hier meine Übersicht über das Thema Zuggeschirr für die Pulka.

Die Karabiner vom Gestänge hängst du am besten nicht direkt in das Zuggeschirr ein. Fädle stattdessen ein Gummiseil von 8 mm Durchmesser doppelt durch die Öse am Gurt und hake in diese Schlaufe dann das Gestänge ein. Auf diese Weise hast du einen Puffer beim Ruckeln der Pulka. Wähle das Gummi nicht zu dünn, sonst wird es schwammig.

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Fazit und Tipps zum Gestängebau

Brauchst du wirklich eine Pulka oder reicht ein großer Rucksack? Bedenke vor der Tour auch, ob wirklich ein Gestänge nötig ist. Für flache Gegenden kommst du oft ohne aus. Denn auch der Eigenbau geht ins Geld, wenn du gute Materialien kaufst und sowas nicht herumliegen hast. Gleichzeitig kann ich dir versichern, dass ein Gestänge deutlichen Komfortgewinn bringt.

Die Umbauarbeiten sind relativ einfach, nur das Biegen der Deichsel macht etwas Aufwand und ich empfehle dir den Weg zum Schlosser.

Wenn du nicht basteln kannst, sondern möglichst günstig kaufen möchtest, empfehle ich dir das klassische Zuggestänge von Fjellpulken. Es lässt sich mit dem gleichen Prinzip an der Pulka befestigen wie mein Eigenbau, hat einen Dämpfer, ist klappbar und manchmal sogar im Sonderangebot zu finden.

Näharbeit: Der Packsack

Notfalls kannst du am Anfang einfach einen großen Trekkingrucksack, Duffel-Bag oder Ortliebsack auf die Pulka binden. Wenn du eine fertige einfache Pulkatasche suchst, dann schau dir die Pulkatasche von Piteraq an. Mehr Komfort bietet aber ein passender großer Packsack, damit jeder Zentimeter ausgenutzt wird. Diesen habe ich mir selbst genäht.

Mein Packsack ist aus beschichtetem Cordura 500den extremtextil, etwa 50 x 45 x 140 cm groß und fasst damit über 300 Liter.

Oben ist ein 20 cm langer Rollverschluss, damit der Packsack möglichst schneedicht ist. „Möglichst“ heißt jedoch auch, dass Flugschnee immer jedes kleinste Loch findet. Der Rollverschluss muss also immer sauber aufgerollt werden. Ein Reißverschluss wäre hier dichter, aber auch anfälliger. Daher habe ich mich wieder für Einfachheit entschieden und verpacke sowieso alles Empfindliche in der Pulka noch einmal in wasserdichte Packsäcke. Das schafft auch Ordnung durch verschiedenfarbige Beutel und hilft bei der richtigen Beladung der Pulka.

Große handschuhtaugliche Schnallen (Foto: Malte Hübner)
Große handschuhtaugliche Schnallen

Die Näharbeiten für den Pulkasack sind nicht besonders kompliziert und auch für Anfänger geeignet. Wenn eine Naht mal etwas schief wird, macht das nichts. Für mich war das der einfachste Teil am Pulka Selbstbau. Außen habe ich drei breite Kompressionsriemen angebracht, die auch den Rollverschluss sichern. Diese sind extra lang, sodass auch ein Zeltsack oder ein Polar Bedding Bag darunter passen. Sie schließen mit normalen Schnallen, die ich möglichst groß gewählt habe, damit sie handschuhtauglich sind.

Die Tasche wiegt stolze 1200 Gramm, da ließe sich mit dünnerem Material sicher noch etwas einsparen.

Apropos: Zeltsack und Arctic Bedding Bag?

Ein Zeltsack funktioniert so: Das Gestänge wird nur halb aus den Kanälen gezogen und einmal über das Zelt gelegt. Nun wird das Zelt direkt als lange Rolle aufgerollt und in den langen Zeltsack geschoben. Dieser kommt dann oben auf die Pulka. Dadurch lässt es sich später schneller aufbauen.

Ein Arctic Bedding Bag (oder Polar Bedding Bag) beinhaltet die Isomatte und den Schlafsack. Beides liegt voll ausgebreitet übereinander in dem Bedding Bag. Dieser muss nur ringsherum mit einem Reißverschluss geöffnet werden und das Bett ist sofort einsatzbereit. Der Schlafsack behält größtenteils seinen Loft. Zum Transport wird der Polar Bedding Bag oben auf die Pulka geschnallt und steht vorn und hinten meist etwas über.

Du kannst dazu noch mehr lesen und erfährst weitere Tricks für mehr Komfort mit der Pulka.

Die Verbindung von Lastenschlitten und Packsack

Der Packsack wird mittels einer gekreuzten Gummikordel (8 mm) im Lastenschlitten gehalten. Das hielt selbst bei einem Überschlag alles fest.

Der Packsack wird in der Pulka von einer Gummikordel gehalten, welche sich oben mit Holzknebeln schließen lässt (Foto: Malte Hübner)
Der Packsack wird in der Pulka von einer Gummikordel gehalten, welche sich oben mit Holzknebeln schließen lässt
Detailansicht Holzknebel (Foto: Malte Hübner)
Detailansicht Holzknebel

Die Kordel ist durch die bestehenden Löcher (kein Bohren nötig) gefädelt und hat an mehreren Stellen Holzknebel, womit sie sich ineinander hängen lässt. Diese sind aus einem Rest Rundholz gebaut. Karabiner täten es auch, sind mit Handschuhen aber schwerer zu bedienen.

Die Pulka wiegt mit der Gummikordel etwa 2300 Gramm und der Zuggurt 550 Gramm, sodass ich mit dem Gestänge auf 5750 Gramm Gesamtgewicht komme. Perfekt, unter 6 Kilogramm! Vergleicht man das mit dem Gewicht der leeren Pulkas anderer Hersteller, ist das eher leicht. Viel leichter geht es nur mit einer ultraleichten Pulka, die aber nicht annähernd vergleichbar reagiert und daher nicht ebenbürtig ist.

Andere Pulka Selbstbauten im Vergleich

Viele Umbauten des Paris Expedition Sled sind deutlich aufwendiger und versuchen, die (vermeintlichen) Nachteile auszugleichen. Manchmal frage ich mich, ob diese Ideen nicht eher das Gegenteil erreichen. Du findest etliche Varianten im Internet und so mancher scheint mit seinem Pulka-Selbstbau gleich noch eine Bachelorarbeit in Angewandter Pulkologie aka The Pulkbook abzulegen. Auf ein paar Dinge möchte ich daher näher eingehen.

Kufen an die Paris Pulka?

Kufen sind die naheliegende Ergänzung für mich, da sie die Kippstabilität der Paris Pulka erhöhen können und für mehr Seitenhalt sorgen. Auch der Geradeauslauf kann sich verbessern. Bei dem Material würde ich mich jedoch anders entscheiden als die meisten. Alukufen können schnell stollen, Messing wie beim klassischen Segebaden wäre teurer, Edelstahl wäre schwer und versteift die Pulka. Wenn ich ein Material empfehlen würde, dann wären es die PE-HD Kufen von extremtextil. Diese stollen nicht und falls doch, ließen sie sich mit Skiwachs behandeln. Gleichzeitig sind sie leicht, flexibel und einfach zu bearbeiten.

Gegen Kufen sprechen der Aufwand der Montage und 400 g mehr Gesamtgewicht durch die Kufen.

HD PE Kufen an der Paris Pulka mit versenkten Nieten befestigt (Foto: Malte Hübner)
HD PE Kufen an der Paris Pulka mit versenkten Nieten befestigt

Für einen Test wurden im Winter 2018 diese PE-HD Kufen an meine Paris-Pulka genietet. Dafür habe ich ein kurzes Sackloch mit 10 mm gebohrt, damit der Nietenkopf darin versenkt ist. In dieses Loch habe ich dann die Bohrung für die 4 mm Niete gesetzt. Eine dünne Unterlegscheibe von Innen verteilt den Druck besser. Das Sackloch kannst du nach dem Nieten mit Heißkleber verschließen.

Wichtig ist in allen Fällen, dass keine Schrauben oder Nieten als Bremse nach außen herausstehen oder im Inneren deine Ausrüstung beschädigen können. Der Geradeauslauf wird durch die Kufen tatsächlich besser, aber man darf keine Wunder erwarten. Auf sehr festem Schnee laufen sogar nur die beiden Kufen auf dem Boden, was das Vorankommen sogar etwas erleichtert.

Verdeck direkt an der Pulka?

Viele Selbstbauten ahmen die großen Modelle von Fjellpulken oder Acapulka nach und bringen eine Persenning direkt an der Pulka an. Der Vorteil eines Verdecks ist, dass sich kein Flugschnee zwischen Packsack und Pulka sammeln kann. Allerdings müssen dafür die Ritzen zwischen Wanne und Stoff gut abgedichtet werden, was bei den meisten Konstruktionen nicht zu funktionieren scheint. Nicht umsonst bringen die meisten Hersteller das Verdeck außen an die Wanne an.

Ich habe mich daher für eine abnehmbare Tasche entschieden. Diese konnte ich auf Solotour direkt mit in mein Zelt nehmen und den Schlitten selbst draußen lassen. Bei schlechtem Wetter ist das ein echter Vorteil. Es sammelt sich nur sehr wenig Schnee zwischen Pulka und Packsack, das ist zu verkraften und schnell entfernt, solange der Schnee nicht schmilzt. Und letztendlich entspricht eine einfache Tasche wieder dem KISS-Prinzip.

Übrigens: Wenn man mehrere Paris Pulken im Auto transportieren möchte, stapelt man die Wannen möglichst direkt ineinander. Wohl dem, der dann einen Packsack hat, den er schnell gepackt herausnehmen kann.

Bodenplatte für die Paris Pulka?

Diese Idee stammt wohl von Snowsled, wo es so eine Platte im Zubehör gibt. Eine zusätzliche vollflächige Bodenplatte im Inneren versteift die Paris-Pulka, deren Prinzip aber das „Reiten über die Welle“ ist. Im Gegensatz zu den großen Modellen von Fjellpulken und Acapulka schwimmt die Paris eher vollflächig auf und verformt sich etwas. Ihre Flexibilität schützt das Material vor harten Stößen. Ich sehen keinen Vorteil in einer Platte.

Warum nicht vergrößern?

Ich halte die Paris Pulka für ausreichend groß. Wer mit der Größe dennoch an die Grenze des Stauraums kommt, möge geneigt sein, die Wanne zu verlängern oder zu verbreitern, indem zwei Pariswannen aufgeschnitten und aneinander genietet werden. Ich sehe keine Vorteile darin. Die verlängerte Paris Pulka bleibt schmal und fasst gerade einmal das mehr, was auch in einen zusätzlichen Rucksack passt. Die verbreiterte Wanne erzeugt mehr Widerstand im Tiefschnee und kann bei der Gleitfähigkeit mit dem langezogenen Bug einer Acapulka Expedition 135 nicht mithalten. Mein Tipp: Wer viele Lebensmittel und Brennholz in ein Basecamp ziehen will, spannt besser zwei Paris Pulkas hintereinander und kehrt ineinander gestapelt damit zurück.

Warum keine Finnen?

Manche bauen aus L-Profil Finnen unter die Pulka, um am Hang mehr Seitenhalt zu haben. Oder wie mein Tourenpartner Lutz konstruieren sie diese Finne sogar versenkbar an den Rand der Pulka. Das scheint mir für Touren in der weiten Hochebene aber zu viel Aufwand zu sein. Möglich, dass im alpinen Gelände beim Traversieren mehr Verwendung dafür besteht. Statt Finnen würde ich zuerst Kufen probieren.

Warum keine Rollen?

Bei meinem Pulka Selbstbau habe ich für ein Rollbrett entschieden. Es besteht aber auch die Möglichkeit, Rollen direkt an der Pulka anzubringen. Das habe ich bei meiner schweren Acapulka auch so getan und für kurze Wege am Flughafen reicht das wohl aus. Der Kunststoff der Paris erscheint mir empfindlicher und so nutze ich lieber das Rollbrett.

Warum nicht lackieren?

Weil Lack auf der Paris nicht hält. Alle Versuche, die ich bisher gesehen habe, hielten bis spätestens zum ersten Steinkontakt, manche nicht einmal bis zum ersten Schnee. Die hohen Temperaturunterschiede sind eine echte Herausforderung für das Material. Bei Steinkontakt zieht es manchmal sogar Späne aus dem Plastik. Die Eiskristalle können wie Schleifpapier wirken. Meine Meinung: Freunde dich besser mit der Farbe an, als die Natur mit vielen kleinen Lacksplittern zu verschmutzen. Wenn du dich – aus welchen Gründen auch immer – tarnen willst, dann schaue nach der weißen Paris Pulka, die es meines Wissens nach bisher nur in ausländischen Shops gibt.

Wie viel kostet ein Pulka Selbstbau?

  • Paris Expedition Sled ca. 50-80 Euro
  • Gestänge ca. 80 Euro für das Material und das Biegen
  • Packsack ca. 35 Euro für das Material
  • Zuggurt ca. 45 Euro

Gesamtkosten: unter 250 Euro

Das ist doch ein fairer Preis für einen Pulka Selbstbau, oder? Wenn du dir noch nicht sicher bist, ob eine Pulka wirklich das richtige ist, dann empfehle ich dir meinen Beitrag zum Thema Rucksack oder Pulka. Alternativ zum Selbstbau kannst du bei mir solch eine einfache Pulka leihen und bekommst das hier vorgestellte Gestänge im Verleih dazu.

Auf manchen Hütten in Norwegen oder Schweden kannst du auch professionelle Modelle leihen (Vorbestellung absolut empfehlenswert), um es auszuprobieren. Dabei merkst du auch, was dir persönlich wichtig ist.

Jetzt bist du an der Reihe. Welche Fragen hast du? Was gefällt dir an diesem Beitrag? Was möchtest du ergänzen? Lass es mich in einem Kommentar wissen.

8 Gedanken zu „Pulka Selbstbau mit Gestänge und Packsack“

  1. Hallo Malte!

    Zuerst einmal Kompliment und vielen Dank für diese klasse Website!
    Ich bereite mich aktuell auf meine erste Wintertour im März 2020 für den Kungsleden vor, hierfür ist deine Seite ein wahrer Schatz an Wissen und Inspiration!

    Ich habe noch eine Frage zum Paris Sled und den Kufen:
    konntest du die HD PE Kufen bereits testen und haben sie sich bewährt?

    Vielen Dank und viele Grüße!
    Ruben

    Antworten
    • Hallo Ruben,

      dank dir! Das freut mich.
      Die Kufen hatte ich auf einer Tour für eine Woche dran. Der Seitenhalt erhöht sich etwas, das hilft beim Traversieren. Leichter ziehen lässt es sich dadurch aber nicht, außer vielleicht auf blankem Eis. Die Paris ist nackt schon eine gute Sache. Wenn Kufen, dann die HD PE. Die Metallkufen meiner Begleiter sind immer gleich festgefroren.

      Viele Grüße und eine wunderschöne Tour wünsche ich!
      Malte

  2. Hi, ich benutze 2 Paris Sleds, die erste 2015 bei Globtrotter gekauft, damals
    Paris THE PRO EXPEDITION SLED 960
    dann die zweite ende 2016
    Aufkleber „Paris THE EXPEDITION SLED 960“
    Leider gibt es meines Erachtens nur noch die nicht „PRO“ variante mit dünnerem PE Plastik.
    Beide Versionen für je 10Tage Snowkitetrekking 2017 und 2018 in Norwegen benutzt und gut durchgeprügelt, bisher keine Schäden.
    Eine haltbare Gestängevesion habe ich bisher nicht gefunden, daher immer mit Reepschnur gefahren.
    Grüße shagen

    Antworten
    • Ich bin bisher auch gut mit der Paris Pulka und Zugseil klar gekommen. Als Zuggeschirr nutze ich einen 60Liter Trekking Rucksack 2kg. Dort verstaue ich trockene Kleidung und und Schlafsack. So hat die Kapazität der Pulka immer gereicht. Für Abfahrten spanne ich 1 oder 2 Bremsseile unter die Pulka.

      Ein weiterer Vorteil ist, daß die Pulka aufgrund des PE-Materials gut gleitet. Bei den anderen Pulken liegt die Fiberglas-Wanne im Tiefschnee auf. Fiberglas gleitet deutlich schlechter.

  3. Hallo Malte, ein super Blog!
    Ich will im März meine erste Wintertour machen und bin gerade bei der Beschaffung des Materials;
    kennst du jemanden, der als Pulka den Trilugik Plateau von Decathlon genommen hat und was würde dagegen sprechen?
    Viele Grüße

    Antworten
    • Hallo Volker,
      ich kenne zwar niemanden, der dieses Modell verwendet hat, aber einige, die mit einem einfachen Rodel eine Pulka gebaut haben. Für mich spricht nichts dagegen, wenn du mit dem Platz hinkommst. Ich schätze mal, dass du bei einer maximalen Packhöhe von 40 cm auf gut 160 Liter Volumen kommst. Mit einem 60 Liter Rucksack kombiniert geht da was. Danke auch für dein Lob!
      Viele Grüße und schon einmal beste Wünsche für die Tour!
      Malte

  4. Vielen Dank für die netten und sehr informativen Beiträge, die wirklich Appetit auf Wintertour machen! An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass der Snowsled der Firma Aiguille alpine, auf den oben im Abschnitt „Die Grundlage: Paris Expedition Sled 960“ verwiesen wird, in zwei Versionen erhältlich ist: Einmal als „Trail pulk“, die unter dem oben angegebenen Link direkt sichtbar wird, und einmal als deutlich größere „Expedition pulk“, die man zu Gesicht bekommt, wenn man sich unter den übrigen Produkten von Aiguille alpine umschaut. Ich habe mir diese Expedition pulk vor ein paar Jahren angeschafft, als Ersatz für meine alte Paris Pulka, die mir zu klein und vor allem zu kippfreudig war. Ich habe sie damals bei zwerfkei in den Niederlanden bestellt und bin sehr zufrieden damit. Es ist die einzige mir bekannte (relative) „Billigpulka“, die gegenüber der Paris Pulka einen erheblichen Zugewinn an Platz bietet und von Deutschland aus gut erhältlich ist (in Deutschland selbst kenne ich keine Bezugsquelle). Durch ihre Größe lässt sie sich schön flach beladen und alle schweren Gepäckstücke finden in der untersten Ebene Platz. Umkippen ist einfach kein Thema mehr, auch nicht bei Traversen in stark abschüssigem Gelände. Ich nutze zum Ziehen grundsätzlich Zugseile, wobei dies wohl noch etwas wichtiger ist. Die Pulka ist durch drei kufenartige Ausformungen im Boden spurtreuer als die Paris. Durch ihre große Auflagefläche zieht sie sich in ungespurtem, weichem Schnee sehr angenehm, weil sie nicht so tief einsinkt wie andere Pulken. In punkto Schnittigkeit kann sie mit den „professionelleren“ Modellen aus Glasfaser, z. B. von fjellpulken, nicht ganz mithalten, aber dafür ist sie eben auch deutlich preisgünstiger. Es ist mir etwas unverständlich, warum sie nicht verbreiteter ist. Die genannten Erfahrungen wollte ich einfach mal weitergeben.

    Gruß, Tobias

    Antworten
    • Danke Tobias, für deinen ausführlichen Kommentar zum Snowsled. Sie sind ganz bestimmt eine Alternative zum Paris Sled.

      Viele Grüße
      Malte

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