Werkzeug für Wintertouren

Eine Wintertour fernab der nächsten Hütte stellt hohe Anforderungen an die Ausrüstung. Die Kälte lässt Plastik spröde werden und kleine Fehler im Umgang mit der Ausrüstung sind weniger verzeihlich als im Sommer. Natürlich funktioniert der Kocher gerade dann nicht mehr, wenn du ihn am dringendsten brauchst. Deshalb solltest du sicherheitshalber immer ein Reparaturset mit Werkzeug für Wintertouren mitnehmen, um notfalls deine Ausrüstung vor Ort reparieren zu können.

Inhaltsverzeichnis

Was muss alles ins Reparaturset?

Je nach Tourlänge, Tourgebiet und Ausrüstung musst du dein Werkzeug für Wintertouren sorgfältig anpassen. Ein komplettes Ersatzgestänge für das Zelt mit auf Tour zu schleppen, wird nur in wenigen Gegenden zwingend notwendig sein. Meistens reichen eine Rohrschiene und ein einzelnes Ersatzsegment. Damit kannst du zur Not ebenfalls einen lädierten Skistock schienen. Das Stichwort für ein geschickt zusammengestelltes Reparaturset ist daher auch immer „double-use“.

Die Skibindung ist unerwartet aus dem Ski gerissen (Foto: Malte Hübner)
Die Skibindung ist unerwartet aus dem Ski gerissen

Womit musst du rechnen?

Mit allem und mit nichts, das zeigen schon die Beispiele in der Sammlung von Fehlern auf Wintertouren. In der Regel kannst du eh nicht vorhersehen, was dir wann kaputtgehen wird. Und kannst du es vorhersehen, dann tauschst du es besser vor der Tour aus. Stattdessen macht es unterwegs mehr Sinn, ein bisschen MacGyver zu sein, als sich auf exakt jede mögliche Situation vorzubereiten. Generell solltest du damit rechnen, mit deiner kleinen mobilen Werkstatt irgendwie improvisieren zu müssen: Meine ausgerissene Skibindung konnte ich nur wieder anschrauben, nachdem ich Streichholzstücke als Dübelersatz in die alten Bohrlöcher geklebt hatte.

Achtung! Ich rede hier nicht davon, sinnvolle Backups wegzulassen. Ein Ersatzskistock irgendwo unten in der Pulka kann sehr nützlich sein. Ein Paar Ersatzstiefel wird jedoch kaum jemand mitschleppen, obwohl auch diese kaputtgehen können. Redundanz und Ersatzteile auf Wintertour sind daher ein eigenes Thema. Du wirst immer deine eigene Zusammenstellung brauchen.

Nach meiner Erfahrung gehören folgende Gegenstände in deine mobile Werkstatt:

Kocher und Zubehör

  • Für Benzinkocher unbedingt als Ersatz: Pumpenleder
  • Ersatzdichtungen für Pumpe, Schlauch und Brenner
  • Prallblech als Ersatz
  • Kocherwerkzeug zum Reinigen der Düse und zerlegen
  • spätestens bei drei Personen lohnt sich ein baugleicher Ersatzkocher

Ski, Schneeschuhe, Pulka

  • Schrauben und ggf. passende Rampamuffen zu Fixierung der Bindung am Ski
  • 3-mm-Bohrer mit Bit-Schaft für neue Löcher
  • Ersatzteile für die Bindung, z. B. ein Flexgummi der NNN-BC oder gleich eine Ersatz-Bindung
  • Notfall Klebepads für Steigfelle (z. B. Colltex Quicktex)
  • Bei Schneeschuhen (Schrauben mit Muttern, ggf. Ersatznieten für die Verlängerung der Fläche, Ersatzriemen)
  • Für das Pulkagestänge Ersatzteile je nach Gestängetyp oder Reepschnur (siehe unten)
  • 2-Komponten-Kleber zum Selbstanrühren (z. B. J-B Weld Original), möglichst in warmer Hütte verarbeitet
Der Prototyp des Pulkagestänges erfordert mehr Werkzeug (Foto: Lutz Grünke)
Der Prototyp des Pulkagestänges erfordert mehr Werkzeug

Zelt

  • Ersatzsegment für Gestänge oder komplettes Ersatzgestänge bei extremen Touren
  • Zwei Rohrschienen/Reparaturhülsen für das Gestänge
  • Zeltflicken mit Nähgarn, zum Abdichten Silnet (für silikonisiertes Gewebe) bzw. Seamgrip (für PU-Beschichtungen); mit einem Topf warmen Wasser auf der geklebten Stelle trocknet es schneller

Schlafsack und Isomatte

  • Klebeflicken passend zum Material
  • Gehe bei Luftmatten auf Nummer sicher und wähle zusätzlich eine verlässliche Isomatte

Universalbedarf

  • Blumendraht 2 m (den etwas dickeren nehmen)
  • Klebeband, wie Gaffa-Tape (gewebeverstärkt) oder Duct-Tape (wasserdicht)
  • Kabelbinder (unbedingt hochwertige, kältebeständige wählen)
  • Sekundenkleber, mind. 3 kleine Tuben
  • 6 m Reepschnur (z. B. zum Ziehen der Pulka, wenn das Gestänge bricht)
  • Nite Ize Gear Tie
  • Nähset mit stabilem Corespun-Garn, Stopfgarn und etwas Zahnseide als Garn
  • Sicherheitsnadeln
  • Schnürsenkel (für die meisten Stiefel etwa 170 cm lang)
  • evtl. GearAid Aquasure (ehemals freesole) Schuhkleber

Werkzeug für Wintertouren

  • Leatherman mit Zange, Schere, Feile und Schraubendrehern
  • Griff mit Bit-Aufnahme für den Bindungsbohrer oder spezielle Inbus-Bits für das Acapulkagestänge

Mitnehmen reicht noch nicht

Selbstverständlich musst du mit all dem Werkzeug auch umgehen können. Ein bisschen handwerkliches Geschick schadet daher nicht. Aus meiner Erfahrung lernt man beim Basteln zu Hause am meisten. Das ein oder andere MYOG-Projekt hilft, im Fall der Fälle seinen Zeltstoff nähen zu können. Auf jeden Fall solltest du deine Ausrüstung ausprobieren und kennen, bevor es auf große Tour geht.

Außerdem solltest du bedenken, dass die Bedingungen unterwegs meist schlechter sind als in deinem Bastelkeller. Denn Kleber lässt sich in einer warmen und trockenen Umgebung besser verarbeiten als im Zelt über dem Kocher. Ein Zeltstangensegment zu tauschen, macht in der Hütte ebenfalls mehr Freude als im flatternden Zelt. Wenn es ich Wahl habe, ziehe ich jedenfalls den Besuch einer Hütte der Freiluftwerkstatt vor.

Das beste Reparaturset ist nur so gut wie die Person, die es benutzt. Das gilt umso mehr für das „Reparaturset für Menschen“ aka Erste-Hilfe-Set.

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7 Gedanken zu „Werkzeug für Wintertouren“

    • Jo, V-Häringe sind eine gute Sache! Volle Zustimmung. Es sollten eh immer so viele „normale Häringe“ im Gepäck sein, dass man sein Zelt noch gerade so damit vernünftig abgespannt bekommt. Freigeblasene Stellen, Wetterumschwung im Spätwinter und plötzlich wenig Schnee, die Panne auf der Anreise… Da hilft eine Mischung verschiedener Modelle. Nutzt du beim Schienen auch Kabelbinder und hast einen Tipp für möglichst kältefeste?

  1. … beim Schienen lieber Textiltape. Kabelbinder gibt es in UV-stabiler Variante, von einer kältefesten habe ich noch nichts gehört. Plastik bricht bei Kälte ja leichter, gerade unter Belastung und dies ist bei Schienen ja meist der Fall.

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    • Ich werde dir mal ein paar von elkubema zum Testen schicken. Bin selbst leider noch nicht zu einem echten Test gekommen, aber den heimischen Gefrierschrank überstehen sie gut.

  2. In Sachen Kabelbinder: Es gibt auch Kabelbinder aus Edelstahl, z. B. von Würth. Wenn dauerhafte Korrosionsbeständigkeit nicht entscheidend ist, kann man bestimmt auch die günstigen nehmen, die man im Netzt findet.

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  3. Ich nehme inzwischen gar keine Kabelbinder mehr mit sondern ski straps und soft ties (ich hab die von sea to summit, kann sein dass soft tie ein Markenname ist) aber super kram weil das bei kälte nicht steif und brüchig wird. Hat mir schon mehrfach die losen Felle, kaputte Skistiefel und kleineren kram fixiert.

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    • Hej Philipp,
      danke für deinen Kommentar. Die Skistraps sind wirklich recht universell einzusetzen. Und die Soft ties sind ein guter Tipp. Aber ein paar Kabelbinder fallen nicht ins Gewicht, oder? Eine Handvoll schadet nicht. Aber für die Skistiefel brauchtest du bestimmt etwas deutlich stabileres, kann ich mir vorstellen.

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