
Eine Wintertour fernab der nächsten Hütte stellt hohe Ansprüche an das Equipment. Die Kälte lässt Plastik spröde werden und kleine Fehler im Umgang mit der Ausrüstung sind weniger verzeihlich als im Sommer. Meistens funktioniert gerade dann der Kocher nicht mehr, wenn du ihn unbedingt brauchst. Daher solltest du zur Sicherheit ein Reparaturset mit Werkzeug für Wintertouren dabeihaben, um im Bedarfsfall deine Ausrüstung reparieren zu können.
Was muss alles ins Reparaturset?
Je nach Tourlänge, Tourgebiet und Ausrüstungsgegenständen musst du dein Werkzeug für Wintertouren natürlich anpassen. Ein komplettes Ersatzgestänge für das Zelt mit auf Tour zu schleppen, wird nur in wenigen Gegenden zwingend nötig sein. Meistens reichen eine Rohrschiene und ein einzelnes Ersatzsegment. Damit kannst du zur Not ebenfalls deinen lädierten Skistock schienen. Das Stichwort für ein geschickt zusammengestelltes Reparaturset ist daher „double-use“.
Womit musst du rechnen?
Mit allem und mit nichts, das zeigen schon die Beispiele in der Sammlung von Fehlern auf Wintertouren. Du kannst in der Regel eh nicht absehen, was dir wann kaputt gehen wird. Und kannst du es absehen, dann tauscht du es besser vor der Tour aus. Stattdessen macht es unterwegs mehr Sinn, ein bisschen MacGyver zu sein, als sich auf exakt jede mögliche Situation vorzubereiten. Allgemein sollte man damit rechnen, mit seiner kleinen mobilen Werkstatt irgendwie improvisieren zu müssen.
Achtung! Ich spreche hier nicht davon, sinnvolle Backups wegzulassen. Ein Ersatzskistock irgendwo unten in der Pulka kann sehr sinnvoll sein. Ein Paar Ersatzstiefel wird jedoch kaum jemand mitschleppen, obwohl diese ebenfalls kaputt gehen können. Redundanz und Ersatzteile auf Wintertour sind daher ein eigenes Thema.
Folgende Gegenstände gehören meiner Erfahrung nach in deine mobile Werkstatt:
Kocher und Zubehör
- Bei Benzinkochern unbedingt als Ersatz: Pumpenleder
- Ersatzdichtungen für Pumpe, Schlauch und Brenner
- Prallblech als Ersatz
- Kocherwerkzeug zum Reinigen der Düse und zerlegen
- bei drei Personen lohnt sich ein baugleicher Ersatzkocher
Ski, Schneeschuhe, Pulka
- Schraube(n) zu Fixierung der Bindung am Ski
- 3 mm Handbohrer für neue Löcher
- Ersatzteile für die Bindung, z. B. das Kabel der Hackenbindung bei extremen Touren oder gleich eine Ersatz-Bindung
- Notfall Klebepads für Steigfelle (z. B. Colltex Quicktex)
- Bei Schneeschuhen (Schrauben mit Muttern, ggf. Ersatznieten für die Verlängerung der Fläche, Ersatzriemen)
- Pulkagestänge (Ersatzteile je nach Gestängetyp)
- ggf. 2-Komponten-Kleber zum selbst mischen (z. B. J-B Weld Original), er sollte möglichst in der Hütte verarbeitet werden
Zelt
- Ersatzsegment Gestänge oder gesamtes Ersatzgestänge bei extremen Touren
- Rohrschiene/Hülse für das Gestänge, besser zwei
- Zeltflicken mit Nähgarn, zum Abdichten Silnet (für silikonisiertes Gewebe) bzw. Seamgrip (für PU-Beschichtungen); mit einem Topf warmen Wasser auf der geklebten Stelle trocknet es schneller
Schlafsack und Isomatte
- Klebeflicken passend zum Material
- Bedenke bei Luftmatten, ob du nicht besser zusätzlich eine verlässliche Isomatte wählen willst
Universalbedarf
- Blumendraht 2 m (den etwas dickeren nehmen)
- Klebeband, wie Gaffa-Tape (gewebeverstärkt) oder Duct-Tape (wasserdicht)
- Kabelbinder (unbedingt hochwertige, kältebeständige wählen)
- Sekundenkleber, 3 kleine Tuben
- 5 m Reepschnur (z. B. zum Ziehen der Pulka, wenn das Gestänge bricht)
- NiteIze Gear Tie
- Nähset mit stabilem Corespun-Garn, Stopfgarn und etwas Zahnseide
- Sicherheitsnadeln
- Schnürsenkel
- ggf. Freesole Schuhkleber
Werkzeug für Wintertouren
- Leatherman mit Zange, Schere und Feile
- Handbohrer 4 mm Durchmesser
- ggf. kleine Kombizange zum Kontern oder
- „Spezialwerkzeug“, z. B. für Inbusschrauben.
Nur mitnehmen reicht noch nicht
Natürlich musst du mit all dem auch umgehen können. Ein bisschen handwerkliches Geschick schadet daher nicht. Aus meiner Erfahrung lernt man beim Basteln am meisten. Das ein oder andere MYOG-Projekt hilft, im Fall der Fälle seinen Zeltstoff nähen zu können. Sowieso solltest du deine Ausrüstung kennen und vor einer großen Tour erproben.
Außerdem solltest du bedenken, dass die Bedingungen unterwegs meist schlechter sind als in deinem Bastelkeller. Denn Kleber lässt sich meist besser in einer warmen und trockenen Umgebung verarbeiten als im Zelt über dem Kocher. Ein Zeltstangensegment zu tauschen, macht in der Hütte auch mehr Freude. Wenn es geht, würde ich jedenfalls den Besuch einer Hütte der Freiluftwerkstatt vorziehen.
Das beste Reparaturset ist nur so gut wie die Person, die es anwendet. Das gleiche gilt auch für das „Reparaturset für Menschen“ aka Erste Hilfe Set.
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Sehr zweckmäßig Zusammenstellung!
Ich habe immer noch zwei V-Häringe zum Schienen von Skistock oder Pulkagestänge dabei. Häringe werden gegenüber gelegt und einfach mit Tape umwickelt. Schon mehrfach erfolgreich eingesetzt.
Jo, V-Häringe sind eine gute Sache! Volle Zustimmung. Es sollten eh immer so viele „normale Häringe“ im Gepäck sein, dass man sein Zelt noch gerade so damit vernünftig abgespannt bekommt. Freigeblasene Stellen, Wetterumschwung im Spätwinter und plötzlich wenig Schnee, die Panne auf der Anreise… Da hilft eine Mischung verschiedener Modelle. Nutzt du beim Schienen auch Kabelbinder und hast einen Tipp für möglichst kältefeste?
… beim Schienen lieber Textiltape. Kabelbinder gibt es in UV-stabiler Variante, von einer kältefesten habe ich noch nichts gehört. Plastik bricht bei Kälte ja leichter, gerade unter Belastung und dies ist bei Schienen ja meist der Fall.
Ich werde dir mal ein paar von elkubema zum Testen schicken. Bin selbst leider noch nicht zu einem echten Test gekommen, aber den heimischen Gefrierschrank überstehen sie gut.
In Sachen Kabelbinder: Es gibt auch Kabelbinder aus Edelstahl, z. B. von Würth. Wenn dauerhafte Korrosionsbeständigkeit nicht entscheidend ist, kann man bestimmt auch die günstigen nehmen, die man im Netzt findet.