Strom­­ver­sorgung mit Akkus im Winter

Früher kam man ohne technischen Geräte aus und ohne Internet sowieso. Aber Hand aufs Herz: Auch auf Wintertouren wollen die meisten von uns nicht mehr auf all die kleinen modernen Gadgets verzichten. Und die müssen mit Strom versorgt werden. Eine Stirnlampe und ein Outdoor-Navigationsgerät gehören für dich wahrscheinlich genauso ins Tourengepäck wie das alltäglich genutztes Smartphone. Doch woher lässt sich der Strom auf Wintertour am besten beziehen? Taugen Akkus im Winter, besser Batterien oder gleich ein Solarpanel? Eine Übersicht zum Thema Strom.

Inhaltsverzeichnis

Welche Geräte benötigen unterwegs Strom?

Grundsätzlich finde ich es wichtig, von technischen Geräten unabhängig zu sein. Die Navigation solltest du daher nur mit Karten und analogem Kompass beherrschen. Aber Technik kann das Leben erleichtern und ich sortiere sie nach drei Kategorien:

  • Standardtechnik: Diese ist immer dabei wie eine Stirnlampe, ein Navigationsgerät, eine Berguhr mit barometrischem Höhenmesser zur Vorhersage von Schlechtwetterfronten, eine Fotokamera und dein Smartphone.
  • Nützliche, aber verzichtbare Technik: Luxus sind eine LED-Zeltlaterne, ein MP3-Player, eine Smartwatch, ein digitaler Windmesser, ein digitales Thermometer, zusätzliche Fotoausrüstung oder ein eBook-Reader.
  • Spezielle Technik: Für Unternehmungen in abgelegenen Gebieten kommt als Notsender noch ein GPS-Tracker wie das inReach mini von Garmin oder sogar ein Satellitentelefon hinzu.

Robust und abgestimmt

Bevor wir uns für die Mitnahme eines Gerätes entscheiden, müssen wir darauf achten, wie kälteempfindlich es ist. Die meisten Hersteller geben dazu Betriebs- und Lagertemperaturen in den Bedienungsanleitungen an, aber manche Geräte vertragen auch tiefere Temperaturen. Das Display eines eBook-Readers ist wahrscheinlich empfindlicher als ein spritzwassergeschütztes Smartphone.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Kompatibilität der Technik. Die wichtigsten Geräte sollten möglichst das gleiche Akku- oder Batterieformat aufweisen. Das erleichtert die Umverteilung des Vorrats auf die wichtigsten Geräte, wenn er zur Neige geht. Ein Wechsel ist immer noch schneller und weniger fehleranfällig als das Aufladen. Fest eingebaute Akkus haben hier gegenüber wechselbaren Akkus einen Nachteil, auch wenn das Nachladen via vereinheitlichter Micro-USB und USB-C-Anschlüsse einfacher geworden ist.

Zudem sollten die Geräte auch mit dicken Handschuhen bedienbar sein. Kleine Knöpfe oder Touchscreens stellen hier ein Problem dar.

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Batterien oder Akkus im Winter?

Im Winter macht die Kälte den Batterien und Akkus stark zu schaffen, sodass du im schlimmsten Fall nur mit der Hälfte der Sommerkapazität rechnen kannst. Aus Umweltschutzgründen solltest du auf jeden Fall Akkus bevorzugen und bis zu einer Tourlänge von zwei Wochen lässt sich ein Vorrat davon auch gut mitnehmen. Das spart dir im Vergleich zu einer Lademöglichkeit sogar Gewicht. Gute Akkus wie die weißen oder schwarzen Modelle von eneloop halten ihre Ladung auch bei Kälte relativ gut.

Ein Mix aus Lithium-Batterien und Akkus für die Wintertour (Foto: Malte Hübner)
Ein Mix aus Lithium-Batterien und Akkus für die Wintertour

Für sehr wichtige Geräte wie das Navigationsgerät empfehle ich dir dennoch, auf Batterien zu setzen. Da auch normale Mignon-Batterien im Winter einige Kapazität einbüßen, lohnt sich hier der Griff zu Lithium-Batterien wie den Energizer Ultimate. Diese liefern dir eine stabile Energie bis zu -40° Celsius und sind auch als Knopfzellen für die Berguhr erhältlich. Leider sind sie etwas teurer und nicht wiederaufladbar.

Spezielle Akkus und externe Powerbank

Für alle Geräte, die du nicht mit handelsüblichen AA-/AAA-Akkus betrieben werden können, benötigst du entweder einen eigenen Vorrat an speziellen Akkus (Digitalkamera) oder eine externe Powerbank zum Laden (Smartphone, inReach mini). Die Kapazität eines solchen Akkupacks darf größer ausfallen, da die Kälte auch hier zu Verlusten führt.

Ich verwende dabei bis zu drei 10.000 mAh Powerbanks, um etwas Ausfallsicherheit zu haben. Die besten Ergebnisse beim Laden mit einer Powerbank erzielst du abends im warmen Schlafsack oder wenigstens in Körpernähe. Eine kleine Powerbank bietet dabei deutlich weniger „Eisklotz-Faktor“. Bei fest eingebauten Akkus kommst du um diesen Weg nicht herum.

Auch wenn die Kälte einer Powerbank bei der Lagerung in der Regel wenig anhaben kann, solltest du sie immer etwas aufwärmen lassen, bevor du sie z.B. auf einer Hütte wieder auflädst. Eine Tiefentladung bis zum letzten Prozent würde ich ebenfalls vermeiden, um den Akku zu schonen.

Akkus im Winter warmhalten oder vorwärmen

Grundsätzlich gilt für alle Akkus im Winter, dass diese während der Benutzung möglichst warmgehalten werden sollten. Der unbenutzte Vorrat kann kalt lagern. Eine zusätzliche Isolation nützt bei der Lagerung ohne Wärmequelle nichts. Eine isolierte Box zusammen mit chemischen Handwärmern gilt jedoch als Trick, wenn es Probleme mit den Akkus gibt. Geräte, die für den rauen Einsatz konzipiert sind, können aber oft auch mit kalten Akkus umgehen.

Spätestens bevor du den neuen Hochleistungsakku in die Fotokamera schiebst, solltest du diesen in der Hosentasche deiner Tourenhose vorwärmen und trocknen. Ein ständiges Warmhalten zwischen den Fotos empfehle ich dir aber nicht, da es zu umständlich wäre. Speziell zum Thema Fotografie im Winter habe ich dir weitere Tipps zusammengefasst.

Alle Akkus für die Wintertour werden aufgeladen (Foto: Malte Hübner)
Alle Akkus für die Wintertour werden aufgeladen

Akkus unterwegs laden im Winter

Auf Expeditionen oder Touren, die länger als drei Wochen dauern, liegt es nahe, einmal nachzurechnen, ob mehr Vorrat an Akkus und Powerbanks schwerer wären als eine Lademöglichkeit. Je nach Wetterlage kommen dafür Solarpanels, Windräder oder Peltier-Elemente infrage. Zu deren Grenzen komme ich gleich.

Outdoor Akku-Ladegerät

Du kannst deine normalen eneloop Akkus im Winter auch auf Tour unterwegs nachladen, obwohl dieses Szenario immer seltener wird. Als einfaches Ladegerät eignet sich das neue Guide12 von Goalzero. Da es sowohl über einen USB-Eingang als auch Ausgang verfügt, kannst es auch als Zwischenspeicher verwenden. Du kannst notfalls unterwegs sogar mit nachgekauften Batterien dein Smartphone damit aufladen. Allerdings solltest du dir bewusst sein, dass klassisch nur 5 Volt und eine geringere Amperezahl zur Verfügung stehen. Das Aufladen dauert also länger.

Bei solch optimalen Bedingungen funktioniert ein Solarpanel am Zelt gut (Foto: Malte Hübner)
Bei solch optimalen Bedingungen funktioniert ein Solarpanel am Zelt gut

Solar

Solarpanels haben den Nachteil, dass sie möglichst rechtwinklig zur Sonne ausgerichtet sein müssen, um einen hohen Wirkungsgrad zu erzielen. Und die Sonne scheint bei den meisten Touren nur tagsüber, also dann, wenn du selbst unterwegs bist. Daher ist es ratsam, nur ein Solarpanel zu wählen, welches du gut oben auf der Pulka oder einem Bedding Bag befestigen kannst.

Rund 20 Watt sollte es außerdem liefern, um sinnvoll laden zu können. Das Solarpanels Nomad 20 von Goalzero wäre ein praktikables Beispiel. Bei bedecktem Himmel funktioniert es dennoch nicht effizient. Erwarte also keine Wunder, autark wirst du damit nicht. Und bedenke das Gewicht des Panels, das mindestens dem einer großen leistungsstarken Powerbank entspricht.

Windkraft

Windräder haben den Nachteil, dass sie stabil befestigt werden müssen, was im Schnee nicht ganz einfach ist. Denn wir sprechen hier von einem optimalen Wirkungsgrad bei Windgeschwindigkeiten von über 50 km/h. Je stabiler das Stativ, desto schwerer wird die Lösung.

Der große Vorteil an einem Windrad ist, dass es nachts bei Wind laufen und die Akkus laden kann, wenn du im Zelt liegst und schläfst. Es benötigt aber relativ viel konstanten Wind, autark wirst du damit also ebenfalls nicht. Texenergy wäre wohl der bekannteste Anbieter, aber ich habe keine eigenen Erfahrungen mit deren Produkt.

Peltier-Element

Peltier-Elemente erzeugen aus dem Temperaturgefälle in einem Bauteil die nötige Energie zur Stromversorgung einfacher Geräte. Ein Ende ragt in die Flamme des Kochers, das andere sollte möglichst kühl sein. Mit Schnee lässt es sich sogar besser kühlen als mit Luft in Kühlrippen. Der Kocher läuft abends sowieso lange, das klingt also nach einer interessanten Idee, oder? Ich habe vor einiger Zeit den Flamestower mitfinanziert, aber sein Wirkungsgrad war unterirdisch. Auch neuere Peltier-Technik reicht höchstens zum Laden einer winzigen Powerbank.

Fazit zum Laden von Akkus im Winter

Alle technischen Lösungen zur Energiegewinnung haben starke Grenzen im Wirkungsgrad und wiegen eben ihr Gewicht. Ich würde daher immer zuerst den tatsächlichen Energiebedarf berechnen und schauen, ob nicht zwei oder drei Powerbanks mit 10.000 mAh ausreichen und sogar leichter sind. Nur in wenigen Ausnahmefällen wie langer Tourdauer, Mitternachtssonne in Grönland, stationärem Basecamp im Windgebiet und ähnlich speziellen Situationen lohnt sich dann der Blick auf mobile Lademöglichkeiten.

Achtung! Akkus und Batterien gehören wie alle anderen Abfälle auf keinen Fall in die Natur! Sie dürfen aber auch nicht einfach so im Hausmüll der Hütte entsorgt werden. Frag im Zweifelsfall in der Hütte nach oder entsorge sie nach deiner Rückkehr fachgerecht.

Jetzt bist du an der Reihe. Welche Fragen hast du? Was gefällt dir an diesem Beitrag? Was möchtest du ergänzen? Lass es mich in einem Kommentar wissen.

7 Gedanken zu „Strom­­ver­sorgung mit Akkus im Winter“

  1. Ich bin ja der Meinung, dass man auf Tour gut ohne Musik auskommen kann. Aber klar, ganz ohne Batterien komme ich auch nicht aus, aber ich beschränke mich auf das Nötigste wie Licht und Navi. Das Handy bleibt aus.

    Antworten
    • Und keine Kamera dabei? Jede/r kann natürlich selbst sehen, wie man da für sich entscheidet. Die Bluetoothbox war übrigens ein Witz. 😉

    • Hey, ich gönne mir ne gute Bluetooth box 🙂 das Mehrgewicht nehm ich in Kauf, dafür geben wir uns abends gerne ein Hörbuch oder etwas Musik für die Party am Abend. Kommt mitten im nichts recht gut 🙂

      Mit Solarpanel (28 Watt) und 10k mAh Powerbank bin ich übrigens bei Pulkatouren komplett autark (schon mehrfach getestet). Die Technik scheint mittlerweile so weit, dass ich an guten Tagen die Powerbank komplett geladen bekommen. Innerhalb der nächsten Woche brauche ich diese dann auf, beim nächsten Sonnertag liegt sie dann wieder auf der Pulka und Lädt. Funtkioniert super. Lohnt aber, wie du ja auch schon schreibst, nur bei längeren Touren oder in Gruppen.

  2. Ab wann wäre denn eine Unternehmung eine besondere, dass ein GPS-Tracker notwendig wird? Würdest du das vorallem vom Ort oder auch von der Gruppengröße abhängig machen?

    Antworten
    • Ich denke, dass es verschiedene Faktoren gibt:
      1. Infrastruktur: Wenn du regelmäßig Hütten oder Ausstiegsmöglichkeiten aus der Tour hast, eher kein Tracker. Sind die Hütten noch geschlossen und ohne Winterraum oder nicht vorhanden, dann eher ja.
      2. Netzabdeckung: Hast du in der Region Handynetz, brauchst du keinen Tracker. Manchmal ist das aber schwer zu recherchieren, dann besser ja.
      3. Persönliches Sicherheitsempfinden: Ich habe meinen Tracker für meine erste Solotour angeschafft. Als Familienvater fanden wir das alle ganz gut.
      4. Gruppengröße: Je größer die (private!) Gruppe, desto eher kann man drauf verzichten, denke ich.

      Die Sicherheitsmenschen werden immer antworten: Haste einen, brauchst ihn nicht, kostet das nur Geld. Brauchste einen, haste keinen…blöd.

      Die anderen sagen: Ist nur Skandinavien, haste doch immer Hütten in der Nähe. Nur der Tracker hilft nicht, bereite dich besser auf die Gefahren vor!

      Übrigens: Für Garmin inReach gibt es inzwischen Tarife, die man monatlich buchen kann. Spot will immernoch Jahresbeiträge.

      Hilft das?

  3. wow vielen Dank für die schnelle Antwort. Ja hilft schonmal weiter. Wir wollen zu dritt den Kungsleden entlang, hätten also Hüttennähe, jedoch keinen Handy empfang.

    Antworten

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