Was muss eine Stirnlampe im Winter leisten?

Im Winter sind die Tage kürzer und die Dunkelheit kommt oft schneller als gedacht. Denn je früher im Jahr wir aufbrechen, desto weniger Tageslicht steht uns zur Verfügung. Entsprechend legen wir auch unsere Gehzeiten eher in die hellen Stunden und das Zeltleben fällt in die dunkle Tageshälfte. Dafür brauchen wir eine zuverlässige Lichtquelle und meiner Meinung nach führt kein Weg an einer hellen Stirnlampe vorbei. Nicht jedes Modell taugt gleich gut. Was deine Stirnlampe im Winter können muss, erfährst du in diesem Beitrag.

Inhaltsverzeichnis

Braucht es überhaupt eine spezielle Stirnlampe im Winter?

Auf deine ersten Winterabenteuer kannst du mit jeder durchschnittlichen Stirnlampe von Petzl, Black Diamond oder ähnlichen Herstellern losziehen. Wenn du nicht gerade den Kungsleden in der Polarnacht laufen willst, wird das schon funktionieren. In der Regel wirst du inzwischen wohl eine LED-Lampe besitzen. Diese sind robust gegen Erschütterungen und sparsam im Verbrauch, sodass du nur an genügend Ersatzbatterien denken musst. Aber sobald es länger auf Tour geht oder du abends auch in die Dämmerung hinein noch weiterlaufen willst (oder musst), lohnen sich ein paar Gedanken an eine spezielle Stirnlampe für Wintertouren.

Welche Kriterien braucht eine Stirnlampe im Winter?

Im Unterschied zu den anderen Jahreszeiten sollte deine Stirnlampe im Winter etwas heller sein, da fallende Schneeflocken viel Licht schlucken. Andererseits führt ein zu heller Spot dazu, dass wir durch die Reflexion des Schnees nur im Lichtkegel noch ganz gut sehen können, außerhalb des Strahls aber kaum etwas erkennen. Du kennst diesen Tunnelblick vielleicht vom Autofahren bei Schneefall.

Grundsätzlich sollte deine Stirnlampe robust sein und möglichst wenige bewegliche Plastikteile haben, da Kunststoff in der Kälte noch empfindlicher ist.

Die wichtigsten Eigenschaften einer Stirnlampe im Winter sind:

  • hochwertige LED als Leuchtmittel
  • lange Leuchtdauer, also meist eine hohe Akkukapazität
  • sowohl helles Fokuslicht als auch sparsames Streulicht
  • handschuhtaugliche Bedienung

Daran kannst du dich orientieren und gerne einmal selbst schauen, ob dein vorhandenes Modell für dich infrage kommt. Doch was heißt das nun im Detail?

Hochwertige LED

Gute LEDs sind effizient und sparsam und bieten dir damit eine optimale Lichtausbeute. In ihrem Lichtbild findest du keine fleckigen Artefakte und auch bei der Lichtfarbe kannst du inzwischen manchmal wählen, ob dir neutralweißes oder warmweißes Licht angenehmer ist. Probiere dafür einfach verschiedene Lampen aus. Die Geschmäcker sind verschieden und führen in allen Foren gerne zu endlosen Diskussionen. Entscheide besser selbst, was zu dir passt.

Lange Akkulaufzeit

Im Winter ist die Akkulaufzeit grundsätzlich geringer. Detaillierte Informationen dazu kannst du in meinem Beitrag Stromversorgung mit Akkus im Winter nachlesen. Gute Batterien, vor allem Lithium-Batterien, und gute Akkus sind Grundvoraussetzung für lange Laufzeiten. Für deine Stirnlampe heißt das konkret, dass du die Herstellerangaben zur Laufzeit halbierst und damit immer auf der sicheren Seite bist. Das klingt vielleicht überraschend pauschal, schafft dir aber genügend Reserve. Wenn du dein Gerät schon bei Kälte testen konntest, kannst du dich stattdessen auf deine eigene Erfahrung verlassen.

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Helle Fokusleuchte und sparsames Streulicht

Es gibt zwei typische Anwendungsgebiete für deine Stirnlampe im Winter:

  1. Du läufst bei Nacht und suchst den Weg. Zwar ist kein vollwertiger Suchscheinwerfer nötig, aber die nächste Markierung oder nächste Wechte solltest du schon sehen.
  2. Oder aber du sitzt abends im Zelt und kochst dein Süppchen. Dafür brauchst du ein gutes Streulicht als Zeltfunzel, da dich das fokussierte Licht eher blenden würde. Außerdem ist dieses Licht deutlich sparsamer.

Konkret empfehle ich für das fokussierte Licht 300 Lumen aufwärts und halte nichts von Spielereien wie programmierbaren Lichtmodi und Bluetooth-Modellen. Auch eine automatische Dimmfunktion bei Gegenlicht kann ich im Winter (noch) nicht empfehlen, da die Reflexion der Ausatemluft und des Schnees bei einem Tourpartner zu häufigen Helligkeitswechseln führte und uns das eher irritierte. Das ist aber auch schon wieder einige Zeit her.

Handschuhtaugliche Bedienung

Damit du deine Stirnlampe auch mit Handschuhen gut bedienen kannst, sind große Knöpfe oder noch besser ein Drehschalter sehr sinnvoll. Touchfelder oder dicht beieinander liegende Knöpfe sind in der Regel nicht voll wintertauglich.

Ich habe neben der Stirnlampe noch eine Lichterkette am Zelthimmel für gemütliches Licht (Foto: Malte Hübner)
Ich habe neben der Stirnlampe noch eine Lichterkette am Zelthimmel für gemütliches Licht

Hilfreiche, aber nicht zwingend nötige Eigenschaften

Neben den wirklich wichtigen Eigenschaften für deine Stirnlampe im Winter gibt es noch ein paar hilfreiche Funktionen, die du aber nicht zwingend brauchst.

  • Ein externes Akkupack mit langer Zuleitung hilft dir, deine Batterien unter der Jacke warmzuhalten und so ihre Lebensdauer zu verlängern. Wenn du lange in der Nacht läufst, ist das wirklich nützlich. Falls du die Stirnlampe aber immer nur kurz aufsetzen willst, können das lange Kabel und das externe Batteriefach auch nerven.
  • Das Laden über einen USB-Anschluss oder einen speziellen Adapter finde ich immer gut. Im Winter würde ich jedoch ein Modell bevorzugen, bei dem ich auch normale Batterien nutzen kann. Gerade auch wegen der Redundanz der Batterien zu anderen Geräten.
  • Eine Rotlichtfunktion für die Hütte finde ich angenehm, da die Rezeptoren deiner Netzhaut nicht auf das Licht ansprechen und die Nachtsichtfähigkeit erhalten bleibt. Ich mag das Licht und nutze es tatsächlich häufiger.
  • Eine Dimmfunktion kann dir helfen, Strom zu sparen, wenn du am Abend nur noch etwas liest. Andere Funktionen wie ein Stroboskop- oder SOS-Modus nerven mich eher, wenn man sie zu leicht aktivieren kann. Aber vielleicht helfen sie ja doch irgendwann einmal.
  • Ein zweites Band über den Kopf ist bei hoher Bewegungsintensität hilfreich, für mich aber bisher nicht relevant. Wichtiger ist mir, dass die Lampe auch unter der Kapuze gut herausleuchten kann. Gerade mit einem Pelzkragen muss es passen.
  • Ein geringes Gewicht ist immer von Vorteil, aber wirklich schwere Modelle gibt es kaum noch. Ein großes Akkupack am Hinterkopf verteilt das Gewicht sogar.
  • Eine kleine Ersatzlampe ist immer sinnvoll, wenn du allein unterwegs bist. Zum einen hilft das beim nächtlichen Batteriewechsel der Hauptlampe, zum anderen kannst du unterwegs nichts Elektronisches reparieren, falls etwas kaputtgeht. In der Gruppe braucht es meist keinen Ersatz, wenn jedes Mitglied eine Lampe hat.
  • Ein Lichtsack wie der Mammut Ambient Light Dry Bag sorgt für angenehmes Licht im Zelt und ersetzt dir eine LED-Zeltlaterne.
Infografik zu Stirnlampen im Winter (Grafik: Malte Hübner)
Infografik zu Stirnlampen im Winter

Welche Stirnlampen-Modelle sind gut geeignet?

Ich werde dir hier keine vollständige Übersicht aller möglichen Modelle liefern. Für Taschenlampen begeistern sich ja viele ähnlich stark wie für Messer. Es gibt fast immer endlose Diskussionen. Die neueste LED-Technologie, Titanhüllen und speziell geformte Reflektoren? Dazu kann ich dir nichts sagen. Mir selbst kommt es nur auf solide Funktionalität an. Daher habe ich für dich drei ganz unterschiedliche und sehr taugliche Beispiele als persönliche Empfehlung, die mit maximal 80-110 Euro noch bezahlbar sind:

  • Petzl Actik Core für Licht im Zelt: Micro-USB-aufladbarer Akku, kann auf Tour später gegen drei AAA-Batterien getauscht werden, mit Handschuhen noch bedienbar, klein und leicht, mein Favorit für immer dabei
  • Armytek Wizard C2 Pro Max für lange Abende: Stirnlampe mit einem wechselbaren 21700 Akku und Magnet-USB-Kabel zum Laden in der Lampe, lässt sich abends praktisch als Laterne hinstellen, aber denke an eine Powerbank zum Nachladen, mein Favorit für Zelt und Hütte
  • Fenix HP16R für die Nachtwanderung: schwerstes Modell, mit externem Batteriefach samt Akku und USB-C Anschluss zum Nachladen oder für vier AA-Batterien (wie z. B. im Navi, also Redundanz), mein Favorit für Skifahren bei Nacht

Die hochpreisigen Premiummodelle von Petzl, Black Diamond, Silva, Ledlenser, Fenix, Lupine, Princeton Tec und wie sie alle heißen sind vielleicht auch schon erfolgreich auf Wintertouren gewesen, aber meist finde ich sie überteuert für das, was sie bieten.

Eine goldene Regel beim Laufen mit Stirnlampen in der Gruppe: Beim Gespräch nicht gegenseitig anschauen!

Geht es auch ohne Stirnlampe im Winter?

Alternativ lohnt es sich immer, dich ein wenig an die Dunkelheit zu gewöhnen. Dann geht mehr ohne Licht, als man denkt. Bei klarem Himmel reichen der Mondschein und das Licht der Sterne oft noch zum Fortbewegen. Wenn du ständig deine Lampe anknipst, gewöhnst du dich natürlich nicht an die Dunkelheit. Falls du die Lampe dann doch einmal brauchst, lege dir besser die Routine zu, sie immer am selben Ort zu lagern. So bleibt sie griffbereit.

Sicherlich eignen sich auch andere Taschenlampen, aber eine Stirnlampe ist einfach praktischer, weil du sie nicht in der Hand halten musst. Für das Zelt oder die Hütte wäre auch noch eine kleine LED-Zeltlaterne denkbar, aber das ist fast schon Luxus. Im Vergleich sorgt eine kleine Gaslaterne gleichzeitig sogar für ein wenig Wärme im Zelt.

Jetzt bist du an der Reihe. Welche Fragen hast du? Was gefällt dir an diesem Beitrag? Was möchtest du ergänzen? Lass es mich in einem Kommentar wissen.

3 Gedanken zu „Was muss eine Stirnlampe im Winter leisten?“

  1. Danke für diese ausführliche Beschreibung!
    Ich habe da noch ein paar Anregungen:
    – Der benannte Lichtsack; ist mir auch nur vom Mammut untergekommen … so genial wie einfach, vielleicht daher nicht von anderen Anbietern?
    Das geht natürlich auch mit jedem anderem „normalen“ kleinen wasserdichten Beutel, so die Farbe passt 😉
    Noch einfacher, leichter und billiger mit einer farbigen Plastiktüte und einem dieser Tütenclips, die man in vielen Küchen findet.
    – die meisten Stirnlampen sind ja schwenk-/klappbar und bieten dadurch die Möglichkeit sie an eine Reepschnur „anzuklipsen“ wie eine Wäscheklammer. So das Zelt im Himmel Schnüre oder ein Netz hat, kann man die (kleine) Stirnlampe dort anklammern und das Licht nach oben strahlen und reflektieren lassen.
    – kleine Ersatzlampe; da habe ich bei Temperaturen bis -5°C unglaublich gute Erfahrungen mit ganz einfachen Lämplein von Discountern und Euro-Shops gemacht und verbloggt. Klein, leicht, günstig und da wenig elektronischer Schnick-Schnack verbaut auch recht unempfindlich – teilweise mit einfachen Knopfzellen oder einer CR2032 Laufzeiten von mehreren Wochen!!! Natürlich dann nur noch geringe Lichtausbeute, aber zum sich-im-nächtlichen-Zelt-zurecht-finden allemal ausreichend 😉

    Viele Grüße
    Markus
    https://www.der-gruendel.de

    Antworten
    • Lieber Markus,
      danke für deinen Kommentar und die wertvollen Tipps. Ich nutze den Lichtsack von Mammut tags zur Aufbewahrung und abends als Laterne. Die Batterien sind im Schlafsack bei der Wärmflasche. Und die Stirnlmape ist oben an einer Repschnur, also so wie du das empfiehlst.
      So eine kleine Ersatzlampe könnte man sich eigentlich gut an den Zipper vom Schlafsack hängen, denke ich gerade…
      Viele Grüße zurück, Malte

  2. Ich benötige eine Stirnlampe um im Winter zu joggen. Bisher hatte ich immer Probleme diese mit meinen Handschuhen zu bedienen. Ich werde wohl in Zukunft nach Modellen mit Drehschalter Ausschau halten.

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