Keine kalten Finger mehr – Die richtigen Handschuhe

Je älter ich werde, desto schneller frieren meine Finger. Und je früher meine Finger frieren, desto steifer werden sie. Und schon sind feinmotorische Bewegungen deutlich schwieriger. Ich trage daher auf Tour immer dünne Seidenhandschuhe an den Händen. Bei milden Temperaturen bis -10° Celsius ohne Wind reicht mir das sogar. Sonst habe ich nämlich recht warme Hände. Aber wenn es kälter wird? Oder im Schneesturm? Dann brauche ich die richtigen Handschuhe!

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Die Lösung lautet wie so oft: Zwiebelschichten

Die Seidenhandschuhe bleiben als Liner eigentlich die ganze Zeit an den Händen, auch unter den größeren Überhandschuhen, welche ich je nach Temperatur oder Aufgabe wechseln kann. Leider halten zumindest meine billigen Seidenhandschuhe von Decathlon nicht sehr lange, lassen sich aber leicht einige Male flicken. Bei längeren Touren (über zwei Wochen) würde ich ein zweites Paar mitnehmen. Andere Linerhandschuhe funktionieren sicher ebenfalls.

Die Hände verdienen auf jeden Fall deine besondere Aufmerksamkeit, weil du sie für fast alle lebenswichtigen Abläufe brauchst und es an den äußeren Extremitäten als Erstes zu Erfrierungen kommt. Mit steifen Fingern bekommst du auch deinen Winterkocher nicht mehr in Gang.

Ein Beispiel, wie du es nicht machen solltest: Einmal hatte ich die Seidenhandschuhe ausgezogen und habe aus Unachtsamkeit zum Aludeckel des Kochtopfes gegriffen. Bei -20° Celsius klebte der Frost diesen dann sofort an meinen Fingern fest und ich riss mir vor Schreck etwas der oberen Hautschicht ab. Nicht schlimm, aber eigentlich weiß ich es besser.

Zweite Schicht für milde Tage

Wenn es einfach nur ein wenig schattiger wird oder die Finger allgemein kalt werden, ziehe ich ein Paar winddichte Fingerhandschuhe über. Momentan nutze ich noch alte Fleece Windstopper Gloves von Marmot. Zum Laufen reicht mir das meist aus, nur im Schnee sollte ich damit nicht zu oft landen, da sie leider schnell nass werden und Lederhandflächen haben. Einmal nass, sind sie daher schwer trocken zu bekommen. Genau wie mit den Linern lässt sich mit diesen Handschuhen auch noch gut die Fotoausrüstung bedienen. Wenn ich sie einmal ersetzen muss, würde ich gerne eine Alternative zu Fleece finden, um Mikroplastik zu vermindern.

Zweite Schicht für kühle Tage

Wenn es noch kälter wird oder zum Arbeiten im Schnee, nutze ich warme wasserdichte Fingerhandschuhe. Dazu gehören der Zeltaufbau oder gröbere Reparaturarbeiten, weil fünf Finger dabei vieles einfacher machen. Die Fingerhandschuhe sollten möglichst mit einem wasserdichten und diffusionsoffenen Außenmaterial ausgestattet sein, damit sie beim Wühlen im Schnee nicht nass werden, man darin aber auch nicht zu sehr schwitzt. Bei mir ist es seit langer Zeit ein Paar Venediger GTX von Ziener, die es nicht mehr gibt (5 Finger, Gore-tex, Daunenfüllung, Lederinnenseite). Grund für die Wahl war die perfekte Passung an meine langen Finger. Wenn ich an meiner Packliste sparen müsste, würden diese Handschuhe gestrichen werden.

Und zweite Schicht für richtig kalte Tage

Bei sehr niedrigen Temperaturen oder starkem Wind hin bis zu Sturm brauchst du dann die richtigen Handschuhe: Es kommen dann am besten dicke Wollfäustlinge an die Hände, denn nichts hält so zuverlässig warm! Ich habe mich für eine Kombination aus dicker Schladminger-Wolle und einem wasserdichten Überhandschuh entschieden, welche mir wieder verschiedene Tragevarianten ermöglichen. Dicke Innenhandschuhe aus anderer Wolle gibt es auch von Devold oder Woolpower, wobei mir Schladminger-Wolle wärmer erscheint. Der Überhandschuh passt auch über die normalen Fingerhandschuhe. Es gibt alternativ auch dicke Fäustel mit Kunstfaser- oder Daunenfüllung, allerdings kann ich mit Wolle deutlich fester greifen. Fäustel haben den Vorteil, dass die Finger sich besser gegenseitig warmhalten können, als im Fingerhandschuh.

Wichtig ist vor allem, dass innen genug Platz für die Hände ist, ohne am Handgelenk einzuengen und schlimmstenfalls die Blutzirkulation zu gefährden. Fangschnüre verhindern den Verlust und so können die Handschuhe auch einfach kurz herunterhängen, wenn man in der Pause seine Finger für feinmotorische Aufgaben benötigt oder mal ein Foto schießen möchte. Der Verlust eines Handschuhes durch starken Wind ist ein häufigeres Problem auf Wintertouren.

Und zum Kochen …

Zum Kochen und Hantieren mit Benzin nutze ich manchmal einfache Lederhandschuhe aus dem Armeebedarf, angeblich das „Ausgehmodell“. Diese dienen vor allem als Schutz beim Hantieren mit kaltem Metall, der offenen Flamme oder beim Umfüllen von Benzin. Allerdings ist Leder hygroskopisch, nimmt also Feuchtigkeit auf, welche dann einfriert und das Leder steif werden lässt. Es ist also auch hier besser Sorgfalt angesagt. Zum Schutz habe ich sie etwas gewachst. Diese Handschuhe sind eher ein Luxus auf Genusstour mit richtigem Kochen.

Lederhandschuhe zum Kochen zu nehmen, ist auch ein Trick aus dem Beitrag „25 Tipps für deine Zeltküche“.

Weitere Tipps und Tricks für die richtigen Handschuhe

  • Dicke Armstulpen wärmen das Handgelenk gleich mit und schließen den Spalt zwischen Ärmel und Handschuh winddicht ab, dürfen aber nicht zu eng sitzen.
  • Fangriemen helfen, die Handschuhe z. B. beim Fotografieren vor Verlust zu schützen.
  • Das bei der Marke Hestra übliche Leder als Handfläche auf der Innenseite der Handschuhe sollte bei Feuchtigkeit vermieden werden oder muss von Zeit zu Zeit gut imprägniert/gewachst werden, damit es keine Feuchtigkeit annimmt.
  • Wer wie ich warme Hände hat und dort auch schwitzt, mag vielleicht Seidenhandschuhe mit Wollfäusteln einem Kunstfasergewebe vorziehen, weil es sich angenehmer auf der Haut trägt. Die Überfäustel als äußere Schicht sollten dann atmungsaktiv sein.
  • Falls du doch einmal geschwitzt hast, bewahre die Handschuhe beim kürzeren Ausziehen in der Jacke auf, damit sie innen nicht einfrieren.
  • VBL-Handschuhe (wie die zum Färben der Haare) mag ich vom Gefühl an den Händen gar nicht.
  • Mindestens für die Innenhandschuhe und für die extra warme Außenschicht würde ich einen Ersatz einplanen oder im Notfall andere Handschuhe miteinander kombinieren können.
  • Von beheizbaren Handschuhen halte ich mangels Lademöglichkeit auf Wintertouren nichts, da gibt es bessere Möglichkeiten zum Wärmen am Abend.

Wie du siehst, sind die richtigen Handschuhe für Wintertouren eher verschiedene Handschuhschichten. Solch eine vielseitige Zusammenstellung ist sehr sinnvoll und entspricht dem winteroptimierten Zwiebelprinzip der sonstigen Kleidung.

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