Genug trinken bei Kälte

Im Winter sorgt die kalte, trockene Luft dafür, dass wir ohne es zu merken viel mehr Feuchtigkeit über den Atem oder leichtes Schwitzen verlieren. Gleichzeitig ist das Wetter oft ungemütlich und je kälter und windiger es wird, desto weniger halten wir unsere Pausen ein. Mehr Flüssigkeit verbrauchen und weniger zuführen als sonst, das kann nicht lange gut gehen. Spätestens an der Urinfarbe im Schnee merken wir schließlich, dass genug zu trinken bei Kälte gar nicht so einfach ist.

Inhaltsverzeichnis

Regelmäßige Pausen helfen

Ein bewährter Pausenrhythmus zum Trinken ist etwa eine Stunde Gehzeit, gefolgt von fünf Minuten Pause. Dazu kommt alle drei Stunden eine etwas längere Pause. In den kurzen Pausen solltest du einen Becher Tee trinken und kannst etwas Schokolade, Nüsse oder fette Salami dazu essen. In den größeren Pausen kannst du zum Beispiel auch noch eine Brühe oder Blaubeersuppe und einen Energieriegel ergänzen.

Warme Getränke

Heißgetränke bieten sich deswegen an, weil sie helfen, den Körper warmzuhalten oder ihn wenigstens nicht zusätzlich auskühlen. Am besten eignet sich als Getränk Tee. Aber auch ab und an ein Kakao, Instant-Cappuccino und vor allem Kaffee können die Getränke über den Tag hinweg ergänzen. Solche warmen Getränke setzen voraus, dass morgens eine Möglichkeit zum Vorbereiten von heißem Wasser besteht. Auf der Hütte oder im Zelt bedeutet das, Schnee zu schmelzen und in möglichst zwei Isolierkannen abfüllen.

Gute Isolation für die Getränke

Um die Getränke warm zu halten, brauchst du eine oder besser zwei gute Isolierkannen. Das Beste ist hier gerade gut genug. Reine Kunststoffkannen oder Kannen mit Glaseinsatz scheiden sofort aus. Bei Edelstahlkannen solltest du auf eine gute Verarbeitung achten. Die Bezeichnung „Thermoskanne“ in Anlehnung an die Marke Thermos hat sich meiner Meinung nach nicht umsonst durchgesetzt. Dazu trägt vor allem deren Verschluss mit zwei Dichtungsringen bei. Ich nutze in der Regel zwei Light & Compact Modelle von Thermos und bin damit sehr zufrieden.

Idealerweise füllst du in eine Kanne den Tee für den Tag und in die zweite Kanne nur heißes Wasser. Damit kannst du in längeren Pausen schnell eine Brühe oder einen Instant-Kaffee anrühren. Einen kleinen Rest Wasser solltest du dir aber immer als Kickstarter für das abendliche Schneeschmelzen aufbewahren, dazu gleich mehr.

Eine gute Isolierkanne hält ihren Inhalt im Test mindestens 12 Stunden lang warm, auch bei kalter Umgebung. Wird es besonders kalt, eignen sich Noppenfolie oder zusätzliche Außenhüllen zur Verstärkung der Isolationswirkung.

Trinkblasen sind leider nicht wintertauglich, auch nicht mit der Isolationshülle aus dem Zubehör. Für eine kurze Tour mag das noch gehen, aber spätestens abends wäre die Trinkblase vollkommen eingefroren.

Eine 6 mm starke, selbst genähte Neoprenhülle mit verlustsicherem Deckel verstärkt die Isolationswirkung der Thermoskanne deutlich.
Eine 6 mm starke, selbst genähte Neoprenhülle mit verlustsicherem Deckel verstärkt die Isolationswirkung der Thermoskanne deutlich. (Foto: Stefan Zahlten)

Schnee schmelzen

Das Schmelzen von Schnee gehört zu den morgendlichen und abendlichen Routinen auf einer Wintertour. Wenn offenes Wasser zur Verfügung steht, sollte dieses bevorzugt werden, um Brennstoff zu sparen. Eis eignet sich zwar prinzipiell auch, weil seine höhere Dichte ergiebiger als Schnee ist und du somit weniger nachlegen musst, aber Eis schmilzt langsamer und kostet daher Brennstoff. Gut eignet sich transformierter oder sulziger Schnee, der sich oft mit ein wenig Graben findet.

Alternativ kannst du auch nach fließendem Wasser unter der Schneedecke graben, wenn du mit einem GPS-Gerät die genaue Lage eines Flusses ausfindig machen kannst. Sei dann aber vorsichtig beim Überqueren von unsicherem Eis.

Fein pulvriger Schnee isoliert leider extrem gut und so dauert es eine Ewigkeit, bis der Schnee auf dem Kocher zu Wasser verwandelt wird. Etwas schneller geht es mit dem erwähnten Rest Wasser als Kickstarter und einem leistungsstarken Winterkocher. Gieße den Schluck aus der Thermoskanne einfach in den Topf und fülle ihn danach erst mit Schnee auf. Lasse auch beim späteren Umfüllen immer einen Rest Wasser im Topf, solange du noch weiteren Schnee schmelzen willst. Am Ende kommt der letzte Rest dann wieder in eine Thermosflasche. So kannst du das Schneeschmelzen ein klein wenig beschleunigen.

Etwas schneller heißt in diesem Fall übrigens, immer noch etwa 90 Minuten am Abend dafür einzuplanen, genug Wasser zur Essenszubereitung, zum Auffüllen der Thermoskannen und für eine kleine Wärmflasche zu erhitzen. Hier findest du weitere Tipps zum Thema Kochen.

Ein 4 Liter Kessel zum Schneeschmelzen erleichtert das Eingießen (Foto: Malte Hübner)
Ein 4 Liter Kessel zum Schneeschmelzen erleichtert das Eingießen

Kann man geschmolzenen Schnee einfach trinken?

Das Schmelzwasser aus Schnee schmeckt ganz passabel, auch wenn es nicht mineralstoffhaltig ist und keine Elektrolyte enthält. Solange du es sowieso zum Tee oder Essen kochen verwendest, bemerkst du den Unterschied wahrscheinlich gar nicht und erhältst die notwendigen Nährstoffe über die Nahrung. Du kannst das so gewonnene Wasser daher wirklich einfach so trinken.

Wenn du lange auf Tour bist, wünschst du dir aber vielleicht Wasser mit etwas Geschmack. Oder du machst dir Sorgen über deinen Mineralstoffhaushalt und deine Fähigkeit, Flüssigkeit aufzunehmen. Dann eignen sich einfache Brausetabletten mit Magnesium und Kalium aus dem Drogeriemarkt zum Anreichern mit den wichtigsten Mineralstoffen oder Vitaminen. Es gibt aber auch spezialisierte Salztabletten. Ich bin bisher immer gut ohne diese ausgekommen und kenne sie nur aus Expeditionsberichten.

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Wann trinke ich genug?

Der Vorteil des Schnees ist, dass du relativ einfach deine Urinfarbe beobachten kannst. Wird der Urin zu dunkel, trinkst du eindeutig zu wenig. Wer mindestens 5 Mal am Tag pinkeln muss, scheint wiederum genug zu trinken.

Bei mir hat es bisher auf folgende Art und Weise gereicht:

Morgens trinke ich etwa zwei Becher Kaffee oder Tee. Meistens wähle ich auf Tour ein Porridge oder Müsli zum Frühstück, sodass ich hier zusätzlich Flüssigkeit aufnehme.

Tagsüber empfehle ich, pro Stunde mindestens einen kleinen Becher Tee zu trinken. Bei den meisten 1-Liter-Kannen wird es für etwa 5-6 Becher über den Tag reichen. Brauche ich mehr, fülle ich mir morgens schon eine zuverlässig dichte Weithalsflasche mit heißem Wasser auf und stecke sie in die Innentasche meiner Daunenjacke. Beim Packen wärmt sie erst mich und bleibt nach dem Start eingewickelt in der Pulka noch lange flüssig. Daraus trinke ich in der ersten Tageshälfte, nachmittags dann aus der Thermosflasche.

Abends im Zelt versuche ich dann wieder so viel wie möglich zu trinken, auch auf die Gefahr hin, nachts noch einmal raus zu müssen.

Übrigens: Auch am Abend stellt die Weithalsflasche eine prima Wärmflasche dar und lagert im Schlafsack, bis sie leer getrunken ist.

Anekdote zum Schluss

Auf der letzten Hütte unserer Tour angekommen, packte ich alle Zutaten aus: Gin, Puderzucker und Zitronenscheiben. Limonade wäre schließlich eingefroren. Dazu vor der Tür etwas „crushed ice“ geholt und zum Umrühren noch ein paar Eiszapfen abgebrochen. Fertig war der Abschlusscocktail! Unterstützt zwar nicht den Flüssigkeitshaushalt, aber den Spaß war es wert.

Ein Cocktail auf Wintertour (Foto: Malte Hübner)
Ein Cocktail auf Wintertour

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