Im Winter kann es durch den Windchill-Effekt erhebliche Unterschiede zwischen der tatsächlichen Lufttemperatur und der „gefühlten Temperatur“ geben. Der Wind bewirkt, dass sich die Luft deutlich kälter anfühlt. Wenn du zudem von einer anstrengenden Passage verschwitzt bist, erhöht sich das Risiko einer Unterkühlung oder sogar Erfrierung rapide.
Vereinfacht ausgedrückt handelt es sich beim Windchill-Effekt um das schnellere Auskühlen durch Wind bei Temperaturen unter 10° Celsius. Dabei entzieht der Wind der Körperoberfläche die erwärmte Luft und durch Konvektion und Verdunstungskälte kommt es zum raschen Absinken der Oberflächentemperatur.
Mit zunehmender Windgeschwindigkeit verstärkt sich dieser Effekt. Wer sich näher mit dem Thema beschäftigen möchte, findet die notwendigen Formeln und Variablen anschaulich im Wikipedia-Artikel „Windchill“.
Was muss man auf Tour beachten?
Für die tatsächlich empfundene Temperatur sind noch weitere Faktoren zu berücksichtigen. Sonneneinstrahlung, Luftfeuchtigkeit, Aktivitätsgrad, Erschöpfungszustand und andere individuelle oder situative Faktoren spielen eine große Rolle für die genaue Einschätzung. Besonders Nässe, egal ob von innen oder außen, entzieht dem Körper sehr schnell Wärme.
Da auf Tour aber nicht die theoretische Berechnung des Windchill im Vordergrund steht, sondern die durch Wind tatsächlich auftretende Gefahr, helfen folgende Hinweise:
- Je stärker der Wind bläst, desto stärker wirkt der Windchill-Effekt.
- Sobald der Wind stärker wird, solltest du eine winddichte Hardshell oder ähnliche Jacke überziehen.
- Trage nicht zu warme Kleidung, um nicht zu schwitzen. Beachte die alte Läuferregel: Lieber am Anfang frieren als am Ende schwitzen. Im Zweifelsfall solltest du besser das Gehtempo anpassen.
- Pausen solltest du idealerweise hinter einem natürlichen Windschutz (z. B. Stein, Anhöhe…) oder in einem Windsack verbringen.
- Vor allem Hände, Hals und Kopf müssen vor Wind zusätzlich geschützt werden. Dafür eignen sich dicke Fausthandschuhe, eine Sturmmaske und eine Skibrille.
- Vermeide es, direkt in den Wind zu laufen, da dann die Haut in deinem Gesicht stark belastet wird.
- Wenn du es gerne genau wissen willst: Es gibt handliche Windmesser, die über einen Temperaturfühler im Gehäuse die aktuelle Lufttemperatur zur gefühlten Temperatur umrechnen und anzeigen können.
Windchill berechnen
Die nachfolgende Tabelle beruht auf den Daten des National Weather Service und veranschaulicht den Effekt der empfundenen Temperatur abhängig von Windstärke und Ausgangstemperatur.
Windspeed | Temperatur °Celsius | |||
---|---|---|---|---|
0 km/h | 0 | -10 | -20 | -30 |
10 km/h | -3 | -15 | -27 | -39 |
20 km/h | -5 | -18 | -31 | -43 |
30 km/h | -7 | -20 | -33 | -46 |
40 km/h | -7 | -21 | -34 | -48 |
50 km/h | -8 | -22 | -35 | -49 |
60 km/h | -9 | -23 | -37 | -50 |
Aus der Tabelle lassen sich die Grenzen ablesen, ab wann ein Aufenthalt im Freien gefährlich wird: Bei dauerhaft höheren Windgeschwindigkeiten als 60 km/h sollte das Camp aufgeschlagen oder doch besser auf einer Hütte abgewettert werden. Gleiches gilt für alle gefühlten Temperaturbereiche von -30° Celsius oder niedriger (in der Tabelle bereits ab gelber Einfärbung). Starker Wind erfordert viel Routine und macht niedrige Temperaturen oft erst zur Gefahr!
Risiko Windchill-Effekt
Je dunkler die Einfärbung in der Tabelle, desto größer ist die Gefahr, dass es innerhalb von 30 Minuten oder weniger zu Erfrierungen kommt. Die Gefahr einer Erfrierung besteht bereits ab einer Hauttemperatur von -5° Celsius. Manche Menschen sind zwar weniger empfindlich, aber wer will es darauf schon ankommen lassen.
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Fazit
Die größte Gefahr besteht durch Unterkühlung oder Erfrierungen und Wind verstärkt diese Gefahr erheblich. Das Wichtigste ist daher, sich vor dem Wind zu schützen. Sollte es doch einmal so weit kommen, dass jemand zu stark auskühlt, sollten alle Teilnehmenden einer Tour wissen, wie adäquate Erste Hilfe zu leisten ist.
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